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und Nichtjuden gar wohl gehalten worden, und man hat wohl gewußt, daß er um das Seinige gekommen ist, und daß Bösewichte und Lumpen – ihr Name soll ausgelöscht werden – ihn darum gebracht haben. Er ist leider viel zu gut gewesen und hat einem jeden Mann geglaubt. Es sind noch etliche kleine Schulden da gewesen, von denen hat er noch zupfen können und hat gemeint, Gott – er sei gelobt – werde sich seiner erbarmen und ihm wieder zurechthelfen. Aber es scheint, daß der Himmel uns viel zu sehr erzürnt gewesen ist.

Also ist mein Sohn Reb Löb wieder nach Berlin gezogen.

Er hat angefangen wieder ein wenig zu quackeln und zu handeln; er hat ein Loch zu und das andere aufgemacht, wie es bei solchen Leuten üblich ist, und hat immer gemeint, sich zu helfen. Nun, wie schon erwähnt, habe ich meine liebe, fromme Tochter nach Berlin verlobt, in der Zeit, da ich gemeint habe, daß mein Sohn in Wohlstand in Berlin gesessen wäre. Aber jetzt, da es leider so unglücklich gekommen ist, ist mir Berlin gar zuwider gewesen. Zudem hat mir mein Sohn Reb Löb gesagt, daß der Bräutigam nicht so viel hätte als sie ihm zugeschrieben haben. Obschon er dafür hätte Zeugnis ablegen können, so hätte er doch damals schon in seinen Nöten gesteckt, und die Schwiegereltern hätten ihm leider mit Geld zu seinem Untergang assistiert, so daß er so hätte an mich schreiben müssen, was sie gewollt haben. Ich habe solches meinen Freunden und anderen Leuten zur Kenntnis gegeben. Die Zeit der betrübten Hochzeit ist gewesen, da haben sie von Berlin geschrieben, daß der Bräutigam nicht mehr als dreitausendfünfhundert Reichstaler und sein halbes Haus hat. Nun habe ich die Heirat nicht zugeben wollen, weil sie mir die Bedingungen nicht gehalten haben. Also hat das Schreiben und Mahnen länger als ein Jahr gewährt, bis ich – Gott sei es geklagt – wirklich bei den Haaren bin dazu gezwungen worden und mich endlich resolvieren mußte, mit meiner Tochter nach Berlin zu ziehen und dort Hochzeit zu machen. Die Mitgift von meiner Tochter – sie ruhe in

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_213.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)