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Geschäfte mit Polaken; so viel ich weiß, hat er in kurzer Zeit viertausend Reichstaler verloren.« Und solche Geschichten mehr, daß mir fast meine Seele darüber weggeflogen ist. Ich bin, Gott behüte, auf der Stelle ohnmächtig geworden. Der Freund, der mir das gesagt hat, hat gesehen, daß ich mich so gar erschrocken habe, hat Trostworte zu mir geredet und mir gesagt, ich sollte mich nicht so sehr erschrecken. Wenn man beizeiten zusehe, könnte ihm noch geholfen werden. Ich habe solches meinem Sohn Reb Nathan und meinem Sohn Reb Mordechai gesagt, welche sich auch gar sehr erschrocken haben und gesagt haben, sie hätten auch ein jeder etliche Tausende von ihm zu bekommen. Nun, du großer Gott, du weißt, wie mir bei solchen Sachen zumute gewesen ist.

Mein Sohn Reb Löb ist mir mehr als dreitausend Reichstaler schuldig gewesen. Doch hätte ich solches alles nicht geachtet, wenn meine beiden frommen Kinder nicht so tief mit darin gesteckt wären. Nun, was haben wir betrübten Leute tun sollen? Wir haben es keinem Menschen sagen dürfen. Wir haben uns zusammen beredet, daß ich mit meinem Sohn Reb Mordechai will auf die Leipziger Messe ziehn, um zu sehen, wie alle Sachen stehen. Nun kann man wohl denken, wie wir unsere Zeit verbracht haben. Nun bin ich und mein Sohn Reb Mordechei nach Leipzig gezogen. Wie wir dorthin gekommen sind, ist mein Sohn Reb Löb schon dort gewesen, welcher jede Messe dort gewesen ist und dort viele Waren gehabt hat. Also hab ich mit ihm geredet: »So und so geht die Rede – denk an Gott und an deinen frommen ehrlichen Vater, damit du nicht dich und uns alle in Schande bringst.« Hat er geantwortet: »Ihr braucht nirgends für mich zu sorgen. Kürzlich, keine vier Wochen her, hat mein Schwiegervater Reb Hirsch seinen Schwager Reb Wolf von Prag bei sich gehabt, welcher mit mir hat rechnen müssen und er hat befunden, daß ich, Gott sei Dank, ganz gut steh.«

Also sag ich zu ihm: »Zeig mir deine Bilanz.« Hat er geantwortet: »Ich hab sie nicht bei mir. Tu mir den Gefallen,

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)