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also soll man ihr doch die Freude machen und zu ihr kommen.

Obschon wir haben wegen unserem Geschäft nicht gut abkommen können, hab ich ihr doch solches nicht versagen können und wir sind zusammen nach Cleve gezogen. Wir haben uns zwar beim ersten Anblick zusammen mit Freudentränen benetzt, weil wir uns zum erstenmal in unserem betrübten Witwenstand gesehen haben, aber nachdem die erste Betrübnis vorbei gewesen ist, ist alles in Lust und Freude verwandelt gewesen und wir haben eine von der anderen große Vergnüglichkeit gehabt.

Meine Tochter Zipora ist auch mitgewesen. Die Gevatterin Mirjam – sie ruhe in Frieden – wollte haben, daß wir die Hochzeit in Amersfort machen sollten. Aber solches ist mir nicht gelegen gewesen, denn wir haben doch wieder in Amsterdam sein müssen. Wir sind fünf Tage mit aller Vergnüglichkeit in Cleve gewesen. Nachher ist unser Bräutigam und Braut und wir sämtlich wieder nach Amsterdam gezogen, und sobald wir nach Amsterdam gekommen sind, haben wir zu Gutem Anstalt zur Hochzeit gemacht. Nur anstatt daß wir gemeint, zwanzig oder dreißig Leute zu haben, hatten wir hingegen 400 Personen. Kurz, wir haben eine solch vornehme Hochzeit gehabt, als nicht in hundert Jahren in Amsterdam gewesen ist. Sie hat uns auch über vierhundert Reichstaler gekostet.

Nun, nach der Hochzeit bin ich einige Wochen in Amsterdam gewesen und habe unsere Geschäfte abgewartet und haben uns danach zu unserer Reise fertig gemacht. Ich hab meinen Schwiegersohn Moses gebeten, er sollt mit mir nach Hamburg ziehn, ich will sie freihalten. Aber mein Schwiegersohn hat nicht gewollt. Also sind wir von Amsterdam mit aller Vergnüglichkeit in Hamburg angelangt und haben unsere Kinder und alle guten Freunde gesund gefunden.

Ich habe alle Post Briefe gehabt von meinem Sohn Reb Löb – er ruhe in Frieden – daß er wohl handelt und jedermann ihn rühmt, wie ein wackerer Handelsmann er wäre. Er ist nach Leipzig gezogen und hat Waren eingekauft

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_203.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)