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sie den Bräutigam nicht schicken, denn es wäre ihnen eine große Gefahr.

Also ist es länger als ein Jahr hingegangen mit solch verdrießlichen Schreiben hin und her, wie ich weiter schreiben werde. Zwischendessen ist mein Sohn Reb Löb auch ein großer hübscher Jüngling gewesen und man hat ihm viele vornehme Heiraten vorgeschlagen. Mein Schwager Reb Josef hat mit mir selbst geredet, er wollte ihm seine Tochter geben, er sollte fordern, was er haben wollte.

Aber mein Sohn Reb Löb hat keine Lust dazu gehabt und mehr Lust zu einer Heirat nach Berlin gehabt, welches leider mein und unser aller Unglück gewesen ist. Doch beschuldige ich niemanden als unsere Sünden. Der Höchste hat solches über uns beschlossen und hat meinen frommen Mann – er ruhe in Frieden – von dieser sündigen Welt hinweggenommen, damit er nichts Böses und keinen Unfall an seinen Kindern erleben soll, dagegen hat er mich in diesem großen Jammertal gelassen.

Nun, was soll ich mich dabei aufhalten? Mein Sohn Reb Löb ist ein junges Kind gewesen und von schlechten Menschen und Bösewichten leider verführt worden, daß er viel Kinderstreiche und Dummheiten gemacht hat.

Also hab ich mir gedacht, wenn ich meinen Sohn nach Hamburg gebe, da ist die Verführung gar groß und ich bin eine Witwe. Zudem, an wen ich mich auch hier wende, die Leute sind große Kaufleute und sie können nicht auf meinen Sohn Achtung haben.

Also hat mir mein Schwager Reb Elia die Heirat mit der Tochter von Reb Hirsch aus Berlin vorgeschlagen. Auf diese Heirat bin ich leider gleich eingegangen und habe gedacht, der Mann hat wenig Kinder und hat sein Geschäft meist in seinem Haus und er ist ein scharfer Mann, der wird sicher auf meinen Sohn wohl Achtung geben. Also habe ich meinen Sohn mit derselbigen Tochter verlobt und gemeint, ich hätte es gar wohl getroffen.

Nun ist es gegen die Hochzeit gegangen, und ich bin mit meinem Sohn, dem Bräutigam, und meinem Sohn Reb

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_200.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)