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Nun, mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – hat sich zu dieser Heirat allzu geschwind resolviert, wie noch folgen wird. Wie die Verlobung geschehen war, hat es mir mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – geschrieben. Die Verlobung ist in Cleve bei dem Schwiegervater meiner Tochter, Reb Elia Cleve, gemacht worden, denn derselbe hat eine Vollmacht von dem reichen Reb Abraham Krumbach, dem Vater meines künftigen Schwiegersohnes, gehabt. Aber ehe ich die Briefe von meinem Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – gekriegt habe, daß meine Tochter eine Braut gewesen ist, habe ich von einigen Seiten Briefe gehabt, in denen man uns gewarnt hat, uns zu hüten und die Heirat nicht zu tun, denn der Knabe hätte viele und viele Fehler.

Aber keinen Tag darauf habe ich von meinem Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – Briefe erhalten, daß die Verlobung geschehen sei und daß er sich bald auf den Weg hierher begeben werde.

Nun kann man sich wohl denken, wie mir zumute gewesen ist und welche Freude ich von der Verlobung gehabt habe. Nun, ich hab nichts tun können, bis mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – nach Hause gekommen ist. Die andere Woche ist mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – nach Hause gekommen und ist der Meinung gewesen, ich werde ihn mit großer Freude empfangen und wir würden uns zusammen über die Heirat sehr freuen. Aber mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – hat es konträr gefunden. Anstatt dessen bin ich ihm mit großer Schwermut entgegengegangen und konnte meinen Mund kaum auftun.

Mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – hat mir wohl ansehen können, daß mir etwas fehlte. Doch er und ich, wir wollten unsere glückliche Zusammenkunft nicht stören. Also sind einige Tage hingegangen, daß wir einer dem anderen von der Heirat nichts gesagt haben. Inzwischen kriegt mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – auch Briefe von seinem gar guten

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)