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nicht anderes tun soll, als nach Stettin kommen. Damals ist Isachar eben von Kurland hierher gekommen. Obschon ich die ganze Historie von Isachar sollte schon früher geschrieben haben, denn er ist vor mehr als zehn Jahren bei uns gewesen, so will ich es sparen und ihn besonders beschreiben. Es ist nichts daran gelegen, ob seiner früher oder später gedacht wird.

Also hat mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – zu Isachar gesagt: »Du mußt mit mir nach Stettin, ich muß sehen, was dort los ist.« Also sind sie zusammen nach Stettin gekommen und wollten mit Reb Moses Helmstaedt abrechnen. Aber er hat sie aufgehalten von einem Tag zum anderen und meinem Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – einen kleinen Betrag Wechsel auf Hamburg gegeben und etwas Gold und Perlen. Kurz, mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – hat sich nicht länger aufhalten lassen wollen. Reb Moses Helmstaedt hat mit ihm rechnen müssen. Da haben gefehlt fünftausendfünfhundert Reichstaler Banco, die er in seiner Rechnung nicht hat herbeibringen können. Nun kann man sich wohl denken, daß meinem Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – dabei gar weh gewesen ist.

Also hat er zu meinem Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – gesagt: »Hör zu, Bruder, ich sehe wohl, daß dir die Rechnung nicht gefällt, daß ich mit dem Deinigen in Stockung bin, was ich dir auch nicht verdenken kann. Ich habe gefehlt, daß ich dir das Deinige festgerannt habe. Sorge nicht, ich will dir Wechsel von meiner Hand geben, und es soll keine anderthalb Jahre währen, da sollst du deine völlige Bezahlung haben. Komm mit mir herauf in mein Bethaus.«

Mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – geht mit ihm hinauf in sein Bethaus, welches er in seinem Haus gehabt hat. Da nimmt er die heilige Thorarolle aus dem heiligen Schrein und nimmt sie in seinen Arm und schwört bei allen heiligen Buchstaben und anderen Sachen, die ich nicht vergeblich schreiben mag, er wolle zu den Zeiten, wenn die

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_152.jpg&oldid=- (Version vom 27.2.2019)