Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Frau. Ihr hattet nicht gebraucht sie so scheußlich anzukleiden, man hätt ihr doch nichts getan.«

Mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – ist über Reb Meir sehr böse gewesen, daß er Scherz getrieben hat, während ihm – er ruhe in Frieden – doch sehr wehe war. Nun sind wir nach Mitternacht von Wittmund ausgezogen und die Breinle und alle Leute in Wittmund sind ein gutes Stück Weg mit uns gegangen und haben uns ihren besten Segen nachgesagt. Also sind wir friedlich nach Oldenburg gekommen. Was brauch ich zu schreiben, was wir in Bremervörde und anderen Plätzen ausgestanden haben. Aber unser getreuer Korporal und guter Paß, Gott zuvor, hat uns bis daher geholfen.

Wie wir nun zu Oldenburg angekommen sind, hat der ganze Ort gekribbelt und gewimmelt von Soldaten und es ist uns wieder nicht wohl gewesen. Unser Wagen, den wir von Wittmund mitgenommen haben, hat nicht mit uns weiterfahren wollen, auch wenn wir ihm alles Geld der Welt gegeben hätten.

Also ist mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – gelaufen und hat gesehen, daß er auf einem Dorf, zwei Meilen entfernt, einen Wagen bekommen hat und hat ihn mit teurem Geld bezahlen müssen. Nun sind wir aus Oldenburg hinausgezogen und abends glücklich in das Dorf gekommen und auch über Nacht dort geblieben. Von dem Dorf wollten wir einen Wagen weiter nehmen.

Also sitzen wir bei Nacht bei dem Feuer und unser Wirt und andere Bauern sitzen auch bei dem Feuer und schmauchen Tabak. So kommt die Rede hin und her auf Ortschaften, auf eines und das andere. Da fängt ein Bauer an von dem Herzog von Hannover zu reden und sagt: »Mein Herr hat auch zwölftausend Mann nach Holland geschickt.«

Also ist mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – sehr froh gewesen, wie er gehört hat, daß er im hannoverschen Lande war, denn die Lüneburger Herzoge halten ihr Land gar rein und kein Soldat darf ein Huhn kränken, geschweige etwas anderes.

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_144.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)