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gar gute Feiertage gehabt und haben ganz und gar an unseren Dollart vergessen.

Der Reb Abraham ist ein braver Mann gewesen. Nicht allein daß er uns wohl traktiert und alle Ehre der Welt angetan hat, hat er auch an seinem Tisch noch sechs Plettengäste sitzen gehabt, die haben von allem essen und trinken müssen, wie wir auch, und ich kann wohl sagen, daß ich solches von keinem reichen Mann noch gesehen habe.

Am Ausgang des Neujahrsfestes sind wir wieder zusammen von Emden weggezogen in der Absicht, wir könnten noch vor dem Versöhnungstage daheim sein.

So sind wir ganz früh nach Wittmund gekommen. In Wittmund haben wir ein Schiff nach Hamburg gedungen. Eine Tagreise von Wittmund liegt ein Ort, der heißt Wangeroog. Dort müssen die Schiffe anlegen und Maut bezahlen und sich erfrischen. Wie wir nun nach Wangeroog kommen, sagt uns der Schiffer: »Wo wollt ihr Leute hin?« Sagt mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet: »Wir wollen nach Hamburg.« Sagt der Schiffer: »Hütet euch und seid vorsichtig. Ihr könnt nicht fortkommen, denn das ganze Meer ist voller Kaperschiffe. Sie nehmen alles weg, was sie kriegen können.« Nun ist es nahe zum Versöhnungstag gewesen und wir hatten dem Schiffer schon zehn Reichstaler auf das Schiff gegeben, die haben wir verfallen lassen müssen und uns wieder nach Wittmund begeben und den Versöhnungstag müssen in Wittmund sein. Wir sind Gäste bei Breinle gewesen, sie ist auch ein Geschwisterkind von meinem Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – gewesen. Also haben wir mit ihnen geredet, wie wir fortkommen könnten. Denn zu Wasser haben wir nicht fortkommen können wegen der Seeräuber und zu Land war alles voll Soldaten, wo man hingekommen ist. Also haben wir uns mit den Leuten in Wittmund beredet.

Die Witwe Breinle ist von Hamburg gewesen, die Tochter von Reb Löb – er ruhe in Frieden – in Altona, und gar eine kluge, fromme Frau, und besonders so nahe verwandt mit meinem Mann – das Andenken des Gerechten

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_142.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)