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Aber ein guter Freund ist dabei gestanden, der hat solches verhindert und hat gesagt: »Wozu soll dir das? Du willst dem jungen Prinzen so ein großes Geschenk machen? Wenn es noch der älteste Kurprinz wäre, so ließe es sich noch tun.«

Aber wie schon erwähnt, ist der alte Kurprinz gestorben und der junge an seiner statt gekommen, welcher nun auch Kurfürst ist. Aber wenn Reb Elia, der Vater des Bräutigams, zu dem Freund gekommen ist, der ihm gewehrt hatte, dem jungen Prinzen das Geschenk zu geben, hat er es ihm allemal mit einem großen Zorn vorgehalten. Und in Wahrheit, wenn Reb Elia, der Vater des Bräutigams, dem jungen Prinzen das Geschenk gegeben hätte, er hätte es ihm vielleicht in Ewigkeit nicht vergessen, denn solch große Herren, die vergessen solche Sachen nicht. Nun, »wer um Vergangenes klagt, bittet umsonst«.

Aber der junge Prinz samt dem Fürsten Moritz und allen Vornehmen sind alle gar vergnügt weggegangen und es hat in hundert Jahren kein Jude solche Ehre gehabt. Also ist die Hochzeit in Lustigkeit und Freude beendet gewesen.

Nach der Hochzeit bin ich nach Emmerich gefahren, auf das Grab von meiner Schwester Hendel – sie ruhe in Frieden. Was ich für Kummer und Herzweh gehabt habe, ist nur Gott – sein Name sei gelobt – bekannt, und es ist immer mehr schade, daß so ein junger, über die Maßen schöner Mensch die schwarze Erde kauen sollte. Sie ist keine fünfundzwanzig Jahre alt gewesen. Aber was hilft es? Was der Wille Gottes ist, müssen wir uns gefallen lassen. Sie hat einen Sohn und eine Tochter hinterlassen. Der Sohn ist gar ein braver junger Mensch gewesen und hat gar gut gelernt, ist aber leider unverheiratet gestorben, was Freunde und Fremde sehr bedauert haben.

Nun, einen Tag nach der Hochzeit haben wir uns wieder mit aller Vergnüglichkeit auf unsere Rückreise begeben und sind wieder nach Amsterdam gezogen, damit wir wieder den Weg nehmen sollten, den wir hergekommen

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_138.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)