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Kinder und sind nach Hildesheim gezogen. Ich habe meinen Sohn Reb Mordechai gesäugt, er ist noch kein Jahr alt gewesen. Der Junge, der mit uns gewesen ist, hat Samuel geheißen. Er ist gar ein schöner Junge gewesen, und man hat ihn den feinen Schmul geheißen, denn wir haben noch einen Jungen bei uns gehabt, denselben haben die Kinder den groben Schmul geheißen. Also sind wir nach Hildesheim gekommen, mein Schwiegervater und meine Schwiegermutter – das Andenken der Gerechten gesegnet – haben große Freude mit uns gehabt, denn mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – ist ihr jüngstes Kind gewesen, und es ist uns – Gott sei Lob – sehr wohl gegangen.

Nun, wir haben mitgenommen, was wir gemeint haben, daß in Hildesheim eine Ehrenbezeigung sein wird, und haben es ihnen mitgebracht. Wir sind etwa drei Wochen dort gewesen und haben uns miteinander gefreut, danach sind wir fröhlich und friedlich wieder heimgereist.

Mein Schwiegervater – das Andenken des Gerechten gesegnet – hat uns ein Kännchen geschenkt, das ist ungefähr zwanzig Reichstaler wert gewesen, welches uns doch so lieb gewesen, als wenn er uns hundert Reichstaler gegeben hätte. Nun, mein Schwiegervater – das Andenken des Gerechten gesegnet – ist damals ein reicher Mann gewesen von mehr als zwanzigtausend Reichstalern und hatte all seine Kinder verheiratet. Und die Reise hat uns über hundertfünfzig Reichstaler gekostet. Und wir sind so vergnügt gewesen mit dem Kännchen von zwanzig Reichstalern, das uns mein Schwiegervater – das Andenken des Gerechten zum Segen – gegeben hat, als wenn es hundert Reichstaler gewesen wären. So sind wir vergnügt gewesen, nicht als wie die Kinder jetzt sind, die von den Eltern gern alles Haut und Haar hinwegnehmen, alles, und fragen nicht, ob sie es tun können oder nicht.

Also sind wir wieder nach Hause gekommen und haben unsere Kinderchen allesamt gesund gefunden. Mein Schwiegervater – das Andenken des Gerechten gesegnet – hat einige Jahre in Hildesheim gewohnt. Es hat ihn

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_133.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)