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ein einzelner und hat keinen zweiten, auch hat er weder Sohn noch Bruder, und doch ist seines Mühens kein Ende.«

Nun, dieses ist auf Leute gesagt, die Kinder oder keine Kinder haben und haben großen Reichtum.

Was sollen wir aber nebbich von den Armen sagen oder von den Leuten, die Reichtümer gehabt haben und sind von eitel reichen Leuten ausgesprazt?[1]

Sollte man meinen, ihre Taten, wenn sie einmal von Geldes wegen was Schlechtes tun, zu verschonen? Daß man – Gott behüte – daran dächte! Aber der Arme, der Bedürftige, der Verarmte überhaupt sollen eingedenk sein, daß sie den Lohn, dessen sie in jener Welt gewärtig sind, nicht zergehen lassen mit ihren Sünden in dieser Welt. Daß der Arme sich denken sollte: »Ich will dem Reichen sein Geld stehlen. Er hat so gar viel und ich hab ja nichts, und ich bin so gut ein Mensch als der Reiche, ich muß ja auch leben. Gott – sein Name sei gelobt – hat uns zusammen beschaffen.« Also könnte der Arme nebbich auch denken: »Ich hab viel Geld gehabt und bin drum gekommen. Ich will sehen, wieder Geld zu bekommen, es mag mit Recht oder mit Unrecht sein.«

Gott soll sich über dieselbigen Leute erbarmen und sie vom bösen zum guten Wege weisen, daß sie das Ewige für das Zeitliche annehmen und alles in Liebe empfangen, wie ich schon geschrieben und erwähnt.

Gott – er sei gepriesen – den einen erniedrigt er, den anderen erhöht er; also hat sich ein jeder wohl vorzusehen und besonders Kaufleute, daß sie nicht ewig Tag und Nacht an ihren Geschäften hängen, sondern auch lernen und nicht die heilige Thora darüber vergessen.

Gleichwie geschrieben steht: »Viele Gedanken sind im Herzen des Menschen, nur die Beschließung Gottes, ,sie' ist ewig.«[2] H ist Hillel, J ist Josef und Aleph ist Elieser. Von


  1. Ausgestoßen.
  2. Das hebräische Wort für »sie« ist »hja« (sprich: hie). Die folgende Deutung schließt an das h als den Anfangsbuchstaben von Hillel, j als den Anfangsbuchstaben von Josef und das Aleph als den Anfangsbuchstaben von Elieser (nach jüdischer Orthographie) an.
Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_129.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)