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die Gelegenheit nicht auf den Kopf gekommen, und derselbe wäre sicher ein großer Mann geworden.

Dann haben wir grün Moses gehabt. Mit demselben haben wir zwar nicht viel Geschäfte gehabt, aber, wie schon erwähnt, hübsche Partien an Unzenperlen mit ihm gemacht. Er ist gar weit gereist und hat Frau und Kinder hier gehabt. Wir haben müssen seine Frau und seine Kinder ernähren, wo wir doch nicht gewußt haben, ob der Verdienst so viel überschießen wird. Da gilt das Wort: »Wirf dein Brot ins Wasser, nach langer Zeit wirst du es wiederfinden.« Kurz, wir haben auch keinen großen Verdienst daran gehabt, sind aber doch in allem Guten auseinander gekommen und wären auch noch länger zusammen geblieben, wenn er nicht von Hamburg weggezogen wäre und sich in Schottland[1] niedergelassen hätte. Selbiges ist dicht bei Danzig, er ist dort nicht übel gefahren und es ihm sehr wohl ergangen.

Abraham Kantor von Kopenhagen, welchen ich schon erwähnt als einen Jungen, der bei uns gedient hat, hat sich ehrlich und wohl gehalten. Danach haben wir ihn etlichemal nach Kopenhagen geschickt. Dort ist er reich geworden und danach mit Frau und Kindern dort zu wohnen gezogen. Danach haben wir keine Kompagnie mehr mit ihm gehabt. Wie man sagt, ist er heute ein Mann von fünfzehntausend Reichstalern, sitzt in seinem guten Geschäft und gibt seinen Kindern Tausende mit. Es wäre viel zu schreiben, was wir an ihm Gutes getan haben, aber wer anerkennt es? Wir Menschen sind undankbare Geschöpfe.

Mein Verwandter Mordechai Cohen ist ein junger Mann gewesen und Löb Bischeri[2]. Sie haben mit meinem Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – Kompagnie gemacht, und mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – hat sie nach England geschickt und ihnen Kreditbriefe und Geld mitgegeben. Aber die Reise ist nicht fertig geworden, denn sie haben nicht nach England


  1. Schottland, Vorstadt von Danzig.
  2. Bei Kaufmann nicht identifiziert.
Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_113.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)