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gehabt, was man zum Handel mit Perlen nötig gehabt hat. Nun, beim Abziehen aller moskowitischen Schiffe von Hamburg ist im Monat Tamus die beste Zeit zum Verkaufen. Weil nun schlechte Preise geboten waren, hat sich mein Mann - das Andenken des Gerechten zum Segen - resolviert und die Partie Perlen versetzt und sechstausend Reichstaler darauf genommen und hat gedacht, bis zum Anfang des Monates Tamus werde er bessere Preise bekommen. Aber es war weit gefehlt. Es sind Briefe aus Moskowia gekommen, daß dort großer Krieg ist und daß die Kaufleute angefangen haben, ihren Mut, Perlen zu kaufen, zu verlieren. Nun, was hat man tun sollen? Man hat verkaufen müssen und mehr als vierhundert Reichstaler weniger bekommen, als früher geboten worden ist, und hat außerdem ein halbes Jahr Zinsen zahlen müssen. Darum ist allezeit der erste Käufer der beste, was man in acht nehmen soll; und ein Kaufmann muß es verstehen, ebenso schnell ja als nein zu sagen.

Nun ist mein Mann - das Andenken des Gerechten zum Segen - in Hamburg gewesen und hat sich erkundigt, wie es steht; also hat ihm alle Welt gesagt, es wäre still und zu Wahrheit ist es auch so gewesen.

Also hat mir mein Mann - das Andenken des Gerechten zum Segen - ein Gemeindemitglied geschickt, der hat Jakob geheißen - er ruhe in Frieden. Er ist gar ein getreuer Mann gewesen, hat aber den Fehler gehabt, daß er gern getrunken hat und sich fast nicht enthalten konnte.

Also ist mein guter Jakob nach Hannover gekommen, ist dort liegen geblieben und hat mir geschrieben, daß ich mit meinen Kindern nach Hannover kommen soll, denn von dort nimmt man die Post nach Hamburg. Also hab ich bald nach Hildesheim geschrieben an den jungen Abraham Kantor, welcher früher bei uns gedient hat, daß er sofort zu mir nach Hameln kommen und mit mir nach Hamburg ziehen sollte.

Also sind wir nach Hannover gezogen und haben unseren geschossenen Jakob dort gefunden.

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_092.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)