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Andenken des Gerechten sei gesegnet – gehabt haben, und sonst von anderen schweren Sorgen dabei, die man oft nicht von sich erzählen kann. Und besonders jetzt leider, wem soll ich es klagen oder wem soll ich es jetzt sagen? Wir haben niemand, auf den wir uns stützen können, als unseren Vater im Himmel. Er soll uns helfen und seinem Volke Israel und uns erfreuen in den Tagen unserer Not. Zwar habe ich auch zu Lebzeiten meines Mannes – das Andenken des Gerechten zum Segen – hin und wieder Sorgen gehabt; Sorgen um die Erziehung der Kinder, teils solche, die man sagen, teils, die man nicht sagen darf und nicht sagen kann. Aber alle meine Sorgen hat mir der liebe Freund ausreden können. Und wenn ich meine Sorgen gehabt habe, sind sie mir als mit seinem Zuspruch gering erschienen. Aber wer ist nun mein Tröster? Wer redet mir nun meine schweren Gedanken aus, mein betrübtes Herz, wie es mein lieber, herziger Freund getan hat, auch in seiner Todesnot, noch keine halbe Stunde, bevor seine reine Seele ihn verließ. Da ist meine fromme Mutter über sein Bett gefallen, ihre Tränen sind geflossen und sie hat zu ihm gesagt: »Mein lieber Eidam, wollt ihr mir nichts sagen oder befehlen?« Hat er geantwortet: »Meine liebe Mutter, ich weiß nichts zu sagen oder zu befehlen als, tröste mein betrübtes Glückelchen.« Damit hat er weiter kein Wort in der Welt reden wollen, wie an gehörigem Orte weiter folgen wird. Wer ist nun mein Tröster? Wem soll ich nun meine bittere Not klagen und wohin soll ich mich kehren oder wenden? Leider Gottes, jetzt versauf ich geradezu in meinen Nöten und schweren Gedanken. Wir haben ja manchen Anstoß gehabt, gleich dem folgenden. Auch das ist ein großer Kummer gewesen, den der große, gütige Gott mit Gnade und Barmherzigkeit bald von uns gewendet hat.

Um wieder anzufangen, wo ich aufgehört habe, daß ich meine Tochter Zipora hab angezogen, da hat sich also das Kind sehr gekrümmt, wie ich es angerührt habe. Also sag ich: »Zipora lieb, was fehlt dir?« Sagt das Kind: »Mamme lieb, unter meinem Arm tut es mir sehr weh.« So

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_078.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)