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Reichtum und mit gutem Namen gestorben. Er hat fast Tag und Nacht gelernt und hat das Gebot erfüllt: »Du sollst darin lernen Tag und Nacht«.

Sein fünftes Kind war seine Tochter Esther[1] – sie ruhe in Frieden. Was das für eine brave und ehrbare Frau gewesen ist, ist nicht zu beschreiben, und auch, was sie gelitten, ohne zu murren, und alles mit Geduld ertragen hat, bis sie ihre reine Seele ausgehaucht hat. Es wäre wohl von dieser frommen Frau, ihren Werken und ihrer Geduld viel zu schreiben, aber mein Schweigen ist schöner als meine Rede. Genug, daß es weltkundig ist, was für eine brave und fromme Frau sie war.

Sein sechstes Kind ist gewesen Reb Loeb Bonn, ein rechtschaffener Mann, der zwar selbst kein großer Gelehrter war, der aber ein schöner Kenner gelehrter Werke gewesen ist. Ein wackerer Mann, der lange Zeit in der kölnischen Provinz Vorsteher gewesen ist. Er hat in Bonn gewohnt, ist aber gar jung gestorben in Reichtum und Ehre.

Sein siebentes Kind[2] ist seine Tochter Channa gewesen – sie ruhe in Frieden. Sie ist wohl mit »Channa« zu vergleichen gewesen. Sie ist gar ein wackerer, frommer Mensch gewesen und leider auch jung gestorben, hat aber keinen Reichtum hinterlassen.

Das achte Kind ist euer lieber, getreuer Vater – sein Andenken sei gesegnet – gewesen. Ich will mich hier nicht viel mit ihm aufhalten, ihr werdet das schon finden, wo es hingehört. Meine lieben Kinder, ich schreib euch dieses, damit wenn heut oder morgen eure lieben Kinder und Enkel kommen und sie ihre Familie nicht kennen, ich dieses in Kürze aufgestellt habe, damit ihr wißt, von was für Leuten ihr her seid.

Nun, nach meiner Hochzeit bin ich mit meinem Mann – das Andenken des Gerechten sei gesegnet – ein Jahr in Hameln gewesen und haben dort wenig Geschäft gehabt, denn Hameln war kein Ort von Handelschaft. Wir haben


  1. Verheiratet mit Loeb Hannover.
  2. Verheiratet mit Jakob Speyer.
Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_060.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)