Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Mein Gott, wenn ich mich recht bedenke, so ist das selbigesmal doch ein glückseliges Leben gewesen gegen die jetzigen Zustände, wenn die Leutchen auch damals nicht die Hälfte gehabt haben, was sie – Gott gönn es ihnen – jetzt haben. Gott soll es ihnen mehren und nicht mindern, »zu ihren Tagen und zu unsern soll Juda und Israel geholfen werden und Gott möge uns erlösen«.

Zu jener Zeit bin ich ein Mädchen, noch nicht zwölf Jahre alt, gewesen, da hat mich mein Vater – das Andenken des Gerechten zum Segen – verlobt und ich bin ungefähr zwei Jahre verlobt gewesen. Meine Hochzeit ist in Hameln gewesen. Mein Vater und meine Mutter sind mit mir zur Hochzeit gezogen. Wir sind an die zwanzig Menschen gewesen. Damals ist es noch nicht so mit den Postwagen gewesen. Also haben wir müssen auf den Dörfern Wagen mieten bis gegen Hannover.

Sobald wir nach Hannover gekommen sind, haben wir nach Hameln geschrieben, sie sollen uns nach Hannover Wagen schicken. Meine Mutter meinte, daß man in Hameln so Kutschen haben könnte wie in Hamburg. Wenigstens hat meine Mutter gedacht, daß der Schwiegervater eine Kutsche schicken würde, damit die Braut mit ihren Leuten darinnen fahren könnte. Aber am dritten Tage sind drei, vier Bauernwagen gekommen, die haben Pferde gehabt, daß es nötig gewesen wäre, man hätte sie auf den Wagen gelegt.

Nun, wenn meine Mutter darüber auch etwas beleidigt war, hat sie es doch nicht ändern können. Also haben wir uns im Namen des Gottes Israel auf die Bauernwägelchen gesetzt und sind nach Hameln gekommen. Am Abend haben wir ein ganzes Festmahl gehabt.

Mein Schwiegervater und meine Schwiegermutter waren wackere Leute und er, Reb Josef Hameln, hat wenige seinesgleichen gehabt.

Also hat mein seliger Schwiegervater ein großes Glas mit Wein genommen und meiner Mutter zugetrunken. Meine Mutter hat noch einen kleinen Zorn gehabt, daß man keine

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_052.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)