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begnügen lassen. Sie hat gar gut geredet und Gott hat ihr Gunst gegeben in den Augen derer, die sie sahen. Adelige Damen in Holstein haben sie sehr gerne gemocht.

Also haben sie ihren Kindern drei- bis vierhundert Reichsthaler nachgegeben und doch Eidame gehabt, die sehr reich waren. So ist Reb Elias Ballin ein sehr reicher Mann gewesen mit dreißigtausend Reichsthalern. Reb Mausche Goldzieher ist ein reicher Mann gewesen und deren noch mehrere.

Sein Sohn Reb Mausche ist ein sehr reicher, wackerer Mann bis zu seinem Tode gewesen. Sein Sohn Reb Lipmann ist zwar kein so reicher Mann gewesen, hat sich aber doch hübsch ernährt und desgleichen seine übrigen Kinder. Daß ich solches schreibe, ist, daß es eben nicht an der großen Mitgift gelegen ist – wie in denselbigen Zeiten zu ersehen war – sondern daß Leute ihren Kindern wenig nachgegeben haben, und sie sind doch sehr reich geworden.

Nun wieder auf unseren Zweck zu kommen.

Da mein Elternvater, Reb Nathan aus Ellrich, wie schon gesagt, vertrieben worden war, hat er sich in das Haus zu Reb Loeb, dem Schwiegersohn des Nathan Spanier, begeben und große Reichtümer mitgebracht, so daß Esther, die Frau von dem selbigen Reb Loeb mir oft Wunder von den Reichtümern erzählt hat. Ganze Kisten voll goldene Ketten und verschiedene Kleinodien und ganz große Beutel mit Perlen, wie zu derselben Zeit auf hundert Meilen so kein Reichtum gewesen ist, welcher aber leider nicht lange gewährt hat.

Gott bewahre, die Pest ist gekommen und mein Großvater und etliche Kinder sind gestorben.

Meine Großmutter selig hat noch zwei ledige Töchter übrig behalten und ist mit ihnen bloß und ohne alles fortgegangen. Sie hat mir erzählt, wie sie nebbich in Not waren und kein Bett, nichts, gehabt und wie sie auf Holz und Stein ihr Nachtlager haben mußten. Sie hatte zwar schon eine Tochter verheiratet, diese hat ihr aber nebbich nicht zu Hilfe kommen können. Sie hatte auch einen Sohn verheiratet,

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_028.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)