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euch dieses, damit, wenn heute oder morgen eure lieben Kinder und Enkel kommen, und sie ihre Familie nicht kennen, ich dieses in Kürze aufgestellt habe, damit ihr wißt, von was für Leuten ihr her seid.«

Aus diesen Worten schon kann man, im Sinne der Frau, die ihre Aufzeichnungen in schlaflosen Nächten niedergeschrieben hat, das Recht herleiten, ihren Memoiren wieder eine Form zu geben, die sie der heutigen Zeit näher bringen.

Es wird sich damit aufs neue die Absicht der Schreiberin erfüllen: Fast zwei Jahrhunderte nach ihrem Tode werden Kinder und Enkel anderer Generationen erfahren, »von was für Leuten sie her sind«.

Aber auch solche Leser, denen das Buch kein Anlaß ist, die Fäden zu längst vergangenen Zeiten in einer Art von Familienpietät zurück zu verfolgen – die nicht in halb fremdartig anmutenden, halb anheimelnden Darstellungen ein Wiederbeleben und Wiedererleben von Gefühlen verspüren, die sonst nur als Tradition dunkel von uns empfunden werden – denen das Buch nicht Quelle atavistischer Empfindungen der seltsamsten Art ist, auch solche Leser werden Freude haben an dem Frauenbilde, das ihnen aus diesen Blättern entgegentritt.

Glückel von Hameln zeigt uns die Lebenszähigkeit und Lebensfreudigkeit der Juden ihrer Zeit in ihrem engsten Kreise und in ihren geschäftlichen, mitunter weit ausgreifenden Beziehungen in Erfolg und Mißerfolg, Glückel zeigt sich auf der Höhe der Bildung jener Epoche, mit dem spezifischen Einschlage jüdischer Gelehrsamkeit. Hinausblickend über die Sorgen des Alltags, die für die Juden der damaligen Zeit fast erdrückend waren, erscheint sie uns als kluge, starke Frau, die trotz des Herzeleides, das sie erlebte, trotz der schweren Schicksalsschläge, die sie erduldete, aufrecht blieb.

Wenn man so Blatt für Blatt der sieben Bücher ihrer Aufzeichnungen durchgeht, findet man in bunter Reihenfolge Erinnerungen an die Ereignisse der großen Welt, Schilderungen

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_000_2.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)