Seite:Geschmacksverirrungen 03.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


An die kunstgewerblichen Sammlungen, die, ausschließlich von industriellen Kreisen oder für diese ins Leben gerufen, vornehmlich praktisch-ästhetische Aufgaben zu lösen haben, werden heutzutage überall ganz andere Anforderungen gestellt, als zur Zeit ihrer Gründung. Die alten Musterlager hatten alle möglichen Materiale, Techniken, Formen und Dekore in großer Menge ohne Rücksicht auf ihre Herkunft vereinigt, um allen gewerblichen Kreisen möglichst viele Anregungen zu bieten. Wenn der Suchende einen hellen Blick und nebenbei auch Glück hatte, konnte er wirklich aus diesem Niederschlag der verschiedensten Ausstellungen und Messen manches entnehmen, was ihn förderte. Daneben trat aber bei den Gründern auch schon das Bestreben auf, besonders hervorragende kunsthandwerkliche Schöpfungen, auch wenn sich diese nicht gerade zur Reproduktion empfahlen, anzuschaffen, um das Handwerk zu ehren und die nachwachsende Generation zu veranlassen, ebenfalls nach dem Vollendetsten zu streben, um seinerzeit der gleichen Auszeichnung der Aufnahme einzelner ihrer Meisterwerke in die öffentliche Sammlung würdig befunden zu werden.

Als dann später an die Stelle der Musterlager die kunstgewerblichen Museen traten, hatte sich das Ziel verschoben. Man wollte nach wie vor dem Gewerbe helfen, griff aber nach anderen Mitteln, da man sich überzeugt hatte, daß das frühere Programm nicht die gewünschten Früchte getragen. Das Durcheinander ohne strenge Zuchtwahl hatte mehr Schaden

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Edmund Pazaurek: Geschmacksverirrungen im Kunstgewerbe. Stuttgart 1919, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschmacksverirrungen_03.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)