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herrschaftlichen Höfen beschäftigt sind, gewiß eine große Wohlthat! – Auf Veranlassung der hiesigen Herrschaft trat ein Comité von sieben Personen zusammen, welches die nöthigen Einleitungen traf. Das Unternehmen fand in Berthelsdorf und in Herrnhut viele Theilnahme und nahmhafte Unterstützung. Es wurden Sammlungen veranstaltet, die für den bisher bestandenen Privatarmencassenverein gezeichneten Beiträge der zu gründenden Spinnschule überwiesen und nachdem auch namentlich die hiesige Ortsherrschaft bedeutende Opfer gebracht hatte und in der Person des Seilermeisters Lehmann in Eibau ein sehr geeigneter Spinnlehrer gewonnen worden war, ein Theil des Mucheschen Hauses gemiethet und zur Spinnschule eingerichtet. Den 11. April 1850 wurde sie in Gegenwart der zur Spinnschule angemeldeten Kinder und der Comitémitglieder durch Gesang und Reden des Herrn Pastors und des Vorsitzenden des Comité, Herrn Kölbing, geweiht[1].

Da dieses Local aber kaum fünfzig Kinder faßte, so kaufte die Herrschaft den unweit des Hofes befindlichen Richterschen Garten und ließ daselbst ein großes Zimmer für die Spinnschule und eine Wohnung für den Lehrer einrichten. Gewiß Opfer (die Einrichtung kam gegen 200 Thaler), die Anerkennung verdienen! –

Am 5. November 1850 wurde das neue Local in Gegenwart von achtundachtzig Spinnschülern und vieler Freunde der Kinderwelt, die sich von hier und aus Herrnhut dazu eingefunden hatten, durch Reden des Pastors Leupold und des Bischofs Matthiesen öffentlich eingeweiht. – Das Unternehmen erfreut sich noch jetzt einer regen Theilnahme.

Ein wichtiger Tag für die hiesige Spinnschule, ein Tag freudiger Erinnerung für Berthelsdorf wird stets der 24. August 1852 sein; denn an ihm wurde der Spinnschule der hohe Besuch Ihrer Majestät der Königin zu Theil. Die hohe Frau langte mit wenigem Gefolge, worunter sich auch die Gräfin von Einsiedel, der Amtshauptmann von Carlowitz und der Landesbestallte


  1. In diesem 1755 gebauten Hause befand sich schon 1766 bis 1776, in welcher Zeit es die hiesige Brüdersocietät besaß, eine Erziehungsanstalt für Kinder.
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Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/75&oldid=- (Version vom 1.8.2018)