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bin zwar kein Poet und kann nicht zierlich schreiben““ u. s. w., das sie am Ende mit zwei Chören angestimmt. Hierauf warf ich ihnen zu ein versiegelt Packet mit Geld, welches ihm eingehändigt ward, aber im Niederfallen aufsprung. Darauf war geschrieben: „Vor die Gregori Schüler von Berthelsdorf, nebst der Erinnerung ihren Aufzug beim Lobe Gottes bleiben zu lassen und sich nicht mit närrischer, theatralischer Kleidung zu vergehen, widrigenfalls man es in totum prohibiren wird.“

Durch den Grafen Zinzendorf erhielt das hiesige Schulwesen eine vollständige Veränderung. Nachdem schon 1728 für die Kinder der Ortseinwohner, welche sich der Brüdergemeinde angeschlossen hatten, ein besonderer Schulhalter, Christoph Richter, angenommen worden war, wurde 1733 dem Schullehrer Weber die Schule ganz abgenommen und besondere, der Brüdergemeinde angehörende und von der Herrschaft besoldete „Informators (studioso) bestellt.“ Als Entschädigung bekam Weber wöchentlich acht Groschen und jährlich zwei Scheffel Korn, mußte aber dagegen die Verbindlichkeit eingehen, „keine Irrungen zu machen und wenn Noth dem Informator beim Schreiben und Rechnen lehren zu helfen.“

Diese Einrichtung bestand bis Michaelis 1751. Die Kinder waren bis dahin auf den drei herrschaftlichen Höfen und in dem Wohnhause des jetzigen Societätspflegers, damals das Hedelhöfersche genannt, unterrichtet worden. Michaelis 1751 traf die Herrschaft die Einrichtung, „weil die Gemeinde gebeten, daß die Kinder doch möchten zum alten Schulmeister, dem Herrn Weber, wiederum geschickt werden, weil die Brüder zu gelinde wären und nur bei einem Exceß das Rauhe vorkehreten“: daß fortan die Knaben gegen Entrichtung des gewöhnlichen Schulgeldes vom Schullehrer Weber und die Mädchen unentgeldlich auf der Pfarre von Gerhard Hans unterrichtet werden sollten. Später wurde die Mädchenschule wieder in das oben erwähnte Societätspflegerhaus verlegt und 1796 gänzlich mit der Knabenschule verbunden.

Die Zahl der Schulkinder, welche 1690 durchschnittlich kaum vierzig betrug, war 1790 auf zweihundert und 1824 bei der Revision des Kirchenrath Schulze auf zweihundertachtzig gestiegen. In Folge dieser Revision wurde im nächsten Jahre das neue Schullocal gebaut und 1829, nachdem schon von 1812 an

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Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/70&oldid=- (Version vom 1.8.2018)