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Bis 1775 war die Wohnstube, da die Kinderanzahl damals gering und nur die Knabenschule hier war, als Lehrzimmer benutzt worden. Doch im genannten Jahre machte sich der Anbau einer besondern Schulstube nothwendig. Sie wurde im Herbste desselben Jahres geweiht. Da aber binnen fünfzig Jahren die Anzahl der Schulkinder sich fast verdoppelt hatte, so mußte man 1825 wieder zum Anbaue eines neuen Schullocals schreiten. Mit einem Kostenaufwande von 708 Thlr. 6 Gr. 7 Pf. wurde an der nördlichen Seite des alten Schulzimmers das neue Local angebaut. Die Schulstube ist auf eine bedeutende Kinderzahl eingerichtet, licht und freundlich und wurde den 14. November feierlich eingeweiht. Leider hatte man aber bei der Wahl des Bauholzes nicht die gehörige Sorgfalt beobachtet, daher sich auch schon 1849 ein Neubau nothwendig machte, bei welchem man nur die Seitenwände massiv herstellte und an der Ostseite eine Halle, als Versammlungsplatz der Schulkinder, anbaute. Das Local wurde den 8. October 1849 eingeweiht. Die Kosten des Baues betrugen 280 Thaler. – Zur Schule gehört an Feld 5 Acker 45 Quadratruthen.

2. Schulwesen.

Das Schulwesen scheint sich in früheren Zeiten auch hier auf einer sehr niederen Stufe befunden zu haben. Der Schulbesuch war unregelmäßig, willkührlich und größtentheils nur auf das Winterhalbjahr beschränkt. Zur Beleuchtung des Standpunktes des Schulwesens, wie der Lehrer jener Zeit, mögen zwei Beispiele, die sich in der Kirchrechnung von 1676 und in Zinzendorfs Tagebuch von 1716 vorfinden, dienen. 1676 mußte der damalige Schullehrer, in Folge eines Rechtsstreites, das Kirchenbuch nach Görlitz tragen und vier Tage daselbst auf Resolution warten; er bekam dafür zwölf Groschen. – Im zweiten Falle heißt es im Tagebuche des damals sechzehnjährigen Zinzendorfs: „Den 20. Mai (die Gersdorfsche Familie bewohnte damals das Großhennersdorfer Schloß) sind die Gregorischüler von Berthelsdorf auf hiesigen Hof gekommen, im weißen Habit und Fähnlein, Sturmhauben und allerlei Zierathen und haben einige Lieder gesungen. Darnach hat einer einen Vers perorirt, welches der Schulmeister der gnädigen Großmama gedruckt übersandt: „„Ich

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Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/69&oldid=- (Version vom 1.8.2018)