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Stephan Schiller das Lehngut und neun Ruthen Acker zu Rennersdorf, im Beisein und mit Bewilligung des Erbherrn, um „10 Mark Lenzecht, 2 Lenzecht“ aus dem Erbe kaufte. 1546 übernahm es Schillers Stiefsohn, Hieronymus Richter, um neunhundert Görlitzer Mark. 1549 kam es im Besitz der Ortsherrschaft; Hans von Gersdorf kaufte es um zehnhundert Mark. 1552 wurden aus dem Lehngute zwei Gärten, jeder um einhundertundfünfzig Mark, an Michel Eichler und Wenzel Micklisch verkauft. 1561 ging das Lehngut an den Bruder des vorigen Besitzers, an Christoph von Gersdorf, über, der es bei seinem Tode der Jungfrau Barbara von Gersdorf „für treue Dienste und Haushaltung“ auf Lebenszeit zur Nutznießung überließ. Nach einem 1569 den 18. April abgeschlossenen Vertrage kam es aber 1569 schon wieder in herrschaftlichen Besitz[1]. Von da an erscheint es immer als Vorwerk des Mittelgutes[2]. Im dreißigjährigen Kriege wahrscheinlich niedergebrannt, wurde es um 1652 wieder aufgebaut; es wurde jedoch nicht bewohnt und immer nur zu feldwirthschaftlichen Zwecken benutzt. Die Schäferei war jenseits der Bach, an der Rennersdorfer Gränze. 1722 wurde das Lehngut, in Abwesenheit Zinzendorfs, den ersten mährischen Exulanten, Christian David und den Gebrüdern Neißer, bevor dieselben die ersten Häuser Herrnhuts bauten, von dem Verwalter Heiz zum einstweiligen Aufenthalte angewiesen. Als die Gebäude, 1762, wahrscheinlich ihres schlechten Zustandes wegen, weggerissen wurden, wurde, was an Holzwerk und Bedachung noch brauchbar war, zum Wiederaufbau des in demselben Jahre abgebrannten Vetterschen oder Bleichbauergutes benutzt.

b) Der Oberhof.

Die Gebäude des Oberhofes befanden sich früher zwischen der nach Görlitz führenden Fahrstraße und dem erst in neuerer Zeit entstandenen Häuseranbau, welchen man Fichtelrode nennt. Ueber die Zeit seiner Erbauung ist nichts bekannt; überhaupt fehlen bis 1722 alle älteren Nachrichten. Um diese Zeit schon


  1. Vergl. pag. 23.
  2. Auf der Anhöhe nach Rennersdorf zu scheint das Herrenhaus gestanden zu haben; Spuren von einem Wallgraben finden sich noch vor.
Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/49&oldid=- (Version vom 1.8.2018)