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Vermessung von 1764 betrug die Peripherie Berthelsdorfs 4460 Ruthen oder, die Meile zu 16000 Dresdner Ellen gerechnet, 2 Meilen 1450 Ellen. Früher wurde der Flächeninhalt nach Hufen und Ruthen angegeben. 1675 betrug er 50 Hufen und 9 Ruthen, wovon auf das Hauptgut 18½ Hufe, das Obergut nebst Unterthanen 8½ Hufe, das Klixische Gut nebst Unterthanen 5½ Hufe, auf 12 Bauergüter à 1 Hufe (dabei ein Gut von 9 und eins von 15 Ruthen und das Sohländer Pfarrgut[1] mit einer Hufe) 12 Hufen, 21 Gärten 5½ Hufe, 6 Häusler 9 Ruthen kamen.

Was nun die Vergrößerung des Dorfes betrifft, so schreibt sie sich erst aus neuerer Zeit her. In den früheren Jahrhunderten scheint das Dorf ziemlich unbedeutend gewesen zu sein; denn die Herren von Gersdorf, die ganz Berthelsdorf und Oberrennersdorf von 1526 bis 1581 gemeinschaftlich besaßen, werden vorzugsweise immer nur als Erbherren zu Oberrennersdorf (welches jetzt nur etwa ein Drittel so groß ist als Berthelsdorf) aufgeführt, was wohl nicht der Fall gewesen wäre, wenn Berthelsdorf die Hauptbesitzung war. – Verheerend wirkte auch der dreißigjährige Krieg; der größte Theil des Dorfes wurde verwüstet, 1654 waren von zwanzig Bauergütern des Hauptgutes nur fünf bewohnt, fünfzehn lagen wüste. Erst der rastlosen Thätigkeit des ehemaligen schwedischen Obersten Reichwaldt v. Kämpfen, der 1660 Berthelsdorf erwarb, war es vorbehalten, die Güter wieder aufzubauen; er besetzte den 30. November 1660 auf einmal zehn Bauergüter mit Wirthen. – Doch vorzugsweise war es die Gründung und der nachmalige bedeutende Aufschwung Herrnhuts, was auf die rasche Vergrößerung des Dorfes einwirkte. 1750 gab es z. B. hier 12 Bauergüter, 40 Gärten und 44 Häuser, als 18 Freihäuser und 26 Diensthäuser, nebst 12 herrschaftlichen, Kirchen- und Gemeindegebäuden, in Summa also 106. 1777 waren schon 78 Häuser, 1794 88 Häuser (ohne die Bauergüter und Gärten). Wie rasch in dieser Zeit die Vergrößerung erfolgte, ersieht man aus dem 1783 angelegten Brandcataster; Herrschaft und Gemeinde


  1. Pastor Rothe von Sohland am Rothstein kaufte es 1668 für 200 Thaler und 1692 verkauften es seine Erben wieder an die hiesige Herrschaft. Die dazu gehörigen Felder bezeichnet man jetzt noch mit dem Namen des Rothischen Gartens; seit 1815 wurden hier verschiedene Häuser erbaut.
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Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)