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ihrer Sprache sehr erschwert wurde, so war für Berthelsdorf in dieser Beziehung der Beistand des Predigers Hasse von Herrnhut – er war früher Prediger in Sarepta in Südrußland gewesen – von wesentlichem Nutzen. Ein Kosakenoffizier unter andern, der bei seinem Eintritt sich ziemlich rauh benahm, wurde in seinem Betragen plötzlich umgestimmt und umarmte den Prediger Hasse mit lebhafter Herzlichkeit, als derselbe sich mit ihm in seiner Sprache unterhielt; auch gemeine Kosaken kamen herbei und hatten große Freude, nicht nur zu hören, daß Hasse, von Sarepta aus, in der Gegend ihrer Heimath, am Don, bekannt und gewesen sei, sondern ihm auch erzählen zu können, wie einige von ihnen selbst mehrmals in Sarepta gewesen wären.

Ende September verließen die verschiedenen Heeresabtheilungen unsere Gegend, indem sich die Heeresmassen bei Leipzig concentrirten, wo vom 16. bis 18. October die große Entscheidungsschlacht geschlagen wurde. In Sachsen konnte leider dieser Sieg der deutschen Waffen weniger freudig begrüßt werden, da er dem allgemein verehrten Könige Gefangenschaft brachte.

Noch war aber der Krieg nicht beendet, noch kämpfte man in Frankreich, daher brachten auch die Jahre 1814 und 1815 oft Einquartierungen von auf dem Durchmarsche sich befindender russischer Truppen.

Im Ganzen waren in diesen Kriegsjahren in Berthelsdorf zwölftausendneunhundertdreiundvierzig Mann einquartiert gewesen, welche einen Kostenaufwand von 4314 Thlr. 8 Gr. verursacht hatten. Die Lieferungen und Naturalleistungen betrugen im Geldwerth, nach einer nebst Tilgungsplan am 12. Januar 1816, laut Verordnung des Oberamtes zu Bautzen, eingereichten Angabe des Kriegsschuldenwesens der Commun zu Berthelsdorf, für das Jahr 1813: 17,224 Thlr. 18 Gr. 3 Pf., 1814: 275 Thlr. 18 Gr. 10 Pf. und 1815: 209 Thlr. 9 Gr. 1½ Pf. – Nach einem mehrere Jahre dauernden Rechtsstreite, der über die Art der Vertheilung geführt wurde, waren von diesen Kriegsschulden 1836 immer noch 259 Thlr. 12 Gr. zu bezahlen, welche auch gegenwärtig noch nicht gänzlich getilgt sind.

Von den in England gesammelten Unterstützungsgeldern bekam Berthelsdorf 216 Thaler. – Erst nach manchem Jahre des Friedens heilten nach und nach die schweren Wunden, welche

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Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/118&oldid=- (Version vom 1.8.2018)