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I. Lage, Entstehung, Name.

Berthelsdorf liegt am Fuße des Hutberges, in einem Thale, welches durch niedrige Höhenzüge begränzt, sich von Westen gegen Osten, so ziemlich in Gestalt eines lateinischen S hinzieht. – Es gränzt westlich mit Herrnhut, Ruppersdorf und Strawalde, nördlich mit Herwigsdorf, östlich mit Kemnitz und Rennersdorf und südlich mit Großhennersdorf. Seine Länge von Strawalde bis Rennersdorf, mit welchen Dörfern es eine zusammenhängende Häuserreihe bildet, beträgt ziemlich ¾ Stunden. – Berthelsdorf liegt 2 Stunden von Löbau, 3 Stunden von Zittau, 1 Stunde von Bernstadt und ¼ Stunde von Herrnhut.

Die mitten durchs Dorf fließende Bach entspringt in Oberstrawalde und vereinigt sich am Eichler (welcher Berg übrigens eine herrliche Aussicht auf das ganze schöne Thal gewährt) in Oberrennersdorf mit der Petersbach, deren Quellen auf dem Kottmar, und mit der Großhennersdorfer Bach, deren Quellen auf dem Königsholze sind. Der nun entstandene Fluß heißt von hier an Pließnitz und ist ein Nebenfluß der Neiße[1].

Die Zeit der Gründung des Dorfes ist unbekannt und auf seiner Entstehung ruht dasselbe Dunkel, wie solches bei dem Ursprunge fast aller ältern Ortschaften der Fall ist. Wahrscheinlich wurde es nach dem Gründer oder einem frühern Besitzer, Berthold, Bertholdsdorf und in der Abkürzung Berthelsdorf genannt. Es scheint demnach deutschen Ursprungs; doch mögen auch hier, als die ursprünglich deutschen Bewohner der Lausitz, suevische Stämme, im sechsten Jahrhunderte von den Sorbenwenden vertrieben worden waren, diese letzteren hier Wohnplätze gehabt haben. Der Name


  1. Die Pließnitz, plisnicius fluvius, hatte schon in alter Zeit geschichtliche Bedeutung, sie bildete nämlich mit der Wittige die Gränze zwischen dem damals zu Böhmen gehörenden Zittauer Kreise und der Mark Görlitz und Budissin und ebenso auch die Gränze zwischen den Bißthümern Meißen und Prag. – Barthol. Scultetus nennt die Pließnitz auf seiner Karte der Oberlausitz, den Goldfluß.
Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)