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Herrnhut, daß der berüchtigte[WS 1] preußische Major von Kahlenberg gesonnen sei, sich mit seinem Bataillon, Freitags, den 13. Mai, in Herrnhut einzuquartieren und Sonnabends daselbst Rasttag zu halten. Durch Klugheit und mit Berufung auf den Salvegardenbrief wandte man von Herrnhut das drohende Uebel ab; das Grenadierbataillon wurde in Berthelsdorf einquartiert. Offiziere sowohl als Soldaten, ungeachtet zwei Drittheile davon Sachsen waren, betrugen sich auf’s zügelloseste; da ihre ungemessenen Forderungen nicht gewährt werden konnten, wurden die Wirthe auf’s Härteste gemißhandelt. Der größte Theil des erlittenen Schadens wurde Berthelsdorf von Herrnhut, aus Dankbarkeit, so glücklich davon gekommen zu sein, wieder ersetzt.

Nach der Schlacht bei Prag eilte Friedrich der Große dem aus Mähren heranrückenden Feldmarschall Daun entgegen und wagte den 18. Juni bei Collin die Schlacht. Er verlor sie; die Frucht aller früheren Siege war dahin; der Rückweg nach Sachsen wurde angetreten. Am 16. Juli hörte man schon von einem hitzigen Gefecht bei Gabel. Den 17. und 18. drang das österreichische Heer durch die Lückendorfer Pässe und langte vor dem von Preußen besetzten Zittau an. Am 23. hörte man fortwährendes Feuern aus der Gegend von Zittau und sah mit Bangen schwarze Rauchwolken ununterbrochen hinter dem Königsholze heraufsteigen; sie verkündeten das Schicksal der ohne Noth von den Oesterreichern in Brand geschossenen unglücklichen Stadt. Trotz der Nähe kreuzten sich die widersprechendsten Nachrichten. – Den 24., Abends, begann der Rückzug der preußischen Armee von Rumburg her über Ruppersdorf und Herrnhut. Alles auf den Berthelsdorfer Feldern, an der Löbau-Zittauer Straße, stehende Getraide wurde zertreten und in den Boden gefahren. Der Rückzug dauerte die Nacht hindurch bis früh zwei Uhr.

Den besten Ueberblick des in dieser Zeit preußischerseits verursachten Aufwandes gewährt wohl folgende Zusammenstellung:

I. Aufwand für die einquartierten preußischen Truppen vom 3. November 1756 bis Mitte Mai 1757.

Für das 1. Bataillon des Inf.-Regim. Jung-Kleist, den 3. u. 4. Nov., 955 Mann 0257 Thlr. 15 Gr. 3 Pf.
Latus. 0257 Thlr. 15 Gr. 3 Pf.
}

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: berüchttgte
Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/109&oldid=- (Version vom 1.8.2018)