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Executionsmannschaft zurückzuziehen, da die Gemeinde völlig unvermögend sei, dieselben abzuliefern.

Was für einen Eindruck eine gehaltvolle Predigt selbst auf die roheren Kriegerschaaren jener Zeit hervorzubringen im Stande war, das sah man am 17. April in hiesiger Kirche. Der Oberst von Königsmark, der sich durch seine wohlwollende Gesinnung hier überall beliebt gemacht hatte, veranlaßte an jenem Tage den Diaconus Müller von Großhennersdorf, dessen Rednergaben er schon kannte, vor seinem Regimente, da der bisherige Feldprediger nach Bautzen berufen worden war, zu predigen. Die Kirche war ganz mit Soldaten angefüllt – eine große Anzahl, die in derselben nicht mehr Platz fanden, stellten sich außerhalb derselben auf – und alle hörten mit einer solchen Stille, Aufmerksamkeit und Bewegung auf die ergreifenden, herzlichen Worte des Redners, daß die Offiziere erklärten, sie hätten noch nie mit aller Strenge eine solche Ordnung erhalten können. – Man hätte damals wohl nicht geglaubt, daß drei Wochen später fast alle diese andächtig auf die Worte des Predigers lauschenden Krieger den Tod auf dem Schlachtfelde gefunden haben würden. Nach der am 6. Mai gelieferten Schlacht bei Prag schrieb nämlich der zu diesem Regimente gehörende Hauptmann Stechow an den Baron von Ranzau in Herrnhut, daß in dieser Schlacht – der blutigsten, welcher er beigewohnt – das ganze Regiment bis auf hundert Mann, die unter seiner Anführung bis dicht unter die Mauern Prags vorgedrungen seien, vernichtet worden wäre.

Am 18. erfolgte der Aufbruch der ganzen preußischen Armee nach Böhmen; auch das Forcadesche Regiment verließ an diesem Tage Berthelsdorf. Den 20., Nachts zwei Uhr, ging die Armee über die Neiße und rückte gegen Reichenberg vor. An diesem und dem folgenden Tage hörte man auch von dort her Kanonendonner und erfuhr bald, daß der Herzog von Bevern mit seinem Corps Reichenberg, nach einem hitzigen Gefechte mit den Oesterreichern, genommen und besetzt habe. Am 24. Kanonade von Rumburg her, die von einem Gefechte herrührte, das zwischen dem Prinzen Heinrich und einem österreichischen Corps bei Tetschen vorfiel. Man hörte sogar am 6. Mai den fernen Kanonendonner der Schlacht bei Prag. (?)

Den 11. Mai gelangte die unerfreuliche Nachricht nach

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Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/108&oldid=- (Version vom 1.8.2018)