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Als sich am 26. Februar die sämmtlichen, in hiesiger Gegend cantonnirenden Truppen, nach der böhmischen Grenze hin in Bewegung zu setzen anfingen, kamen auch nach Berthelsdorf an diesem Tage fünf Compagnien des Infanterieregimentes Amstel, unter Major Born, denen am 4. März auch das zweite Bataillon desselben Regiments, unter Oberstleutnant von Zastrow, die bisher in Ruppersdorf gestanden hatten, folgte. Am 6. März marschirten sie sämmtlich über Herrnhut ab. Doch leider trat noch an demselben Tage an ihre Stelle eine Escadron Normannscher Dragoner und am 15. März, auf dem Rückmarsche aus Böhmen, eine zweite Escadron desselben Regiments. Mit dem Vorrücken der Armee, am 21., kamen zwar die Normannschen Dragoner nach Neundorf zu stehen, aber gerade dieser Wechsel brachte für Berthelsdorf eine noch viel größere Einquartierungslast; denn nun rückte das ganze Forcadesche Regiment ein. Das Unterbringen so vieler Mannschaften war äußerst beschwerlich, auf einen Bauer kamen sechzehn bis dreißig Mann, auf einen Gärtner zehn bis zwanzig, auf einen Häusler sechs bis zwölf Mann, und als am 24. März sogar noch zweihundert Mann, die bisher in Kottmarsdorf ihren Stand gehabt hatten, dazu kamen, mußte auch das Schulhaus mit neunzehn Mann belegt werden. Erst durch die Vorstellungen des Barons von Ranzau in Herrnhut wurde dasselbe von dieser Last wieder befreit. Am 6. April vermehrte sich die Einquartierung abermals durch dreihundert Recruten, welche von Bautzen kamen[1].

Eben so drückend wie diese Einquartierungslast waren für Herrschaft und Gemeinde die immerwährenden Lieferungen an Hafer, Heu, Brot, Fleisch, Bier u. s. w. In Folge des starken Verbrauchs der Lebensmittel trat Mangel ein und weil das Regiment nicht hinlänglich mit Fleisch versehen werden konnte, mußten den 24. März die Hennersdorfer Fleischer aufgefordert werden, alle Tage Fleisch und Schlachtvieh nach Berthelsdorf zu bringen, um dem „armen Dorfe“ zu helfen. Schon am 18. März hatte sich die Herrschaft mit dem Bittgesuche an den Landesältesten gewandt, die, wegen restirenden Rations- und Portionsgeldern eingelegte


  1. Diese ganze Zeit über bis zum Abmarsch der Truppen, den 18. April, war auf dem Hutberge ein Wachtposten ausgestellt.
Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/107&oldid=- (Version vom 1.8.2018)