Seite:Geschichte von Berthelsdorf.pdf/102

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wurde, konnte erst bei der Christnachtsfeier benutzt werden). Nach beendetem Gottesdienste wurden die Schulkinder wieder zur Schule zurückgeleitet, wo Milchbrötchen – ein Geschenk der Ortsherrschaft – unter sie vertheilt wurden.

Die Festfeier, welche am fünfzigjährigen Regierungsjubiläum des verehrten Königs Friedrich August veranstaltet wurde, begann schon am 19. September Abends sieben Uhr, mit einer Vorfeier, bei der die Kirche erleuchtet wurde und die Kirchenfenster der Dorfseite illuminirt waren. Die Kirche war von Einheimischen und Fremden ganz gefüllt. Den 20. zogen die Schulkinder in Begleitung eines Musikchors, in ganz ähnlicher Weise wie bei der vorjährigen Feier, zur Kirche.

Das Jubiläum der Gründung Herrnhuts, welches vor hundert Jahren auf Berthelsdorfer Grund und Boden erbaut, in kurzer Zeit den Hauptort an Bedeutung übertroffen und auch zu dessen Aufschwung und Vergrößerung den ersten Anstoß gegeben hatte, wurde auch in Berthelsdorf den 16. Juni 1822 feierlich begangen. Die während des Vormittagsgottesdienstes fast überfüllte Kirche war mit Blumen und Laubwerk geschmückt, die Kirchenstände mit Rosen belegt, Kronleuchter und Altarkerzen brannten. Zu dem Nachmittags stattfindenden Kindergottesdienste bewegte sich der festliche Zug derselben vom Schulhause unter Musikbegleitung nach den Unitätshäusern, wo von den Kindern einige Lieder gesungen wurden. Von hier begab man sich zur Kirche; in einer Rede wurde den Kindern die Bedeutung des Festes, die Geschichte des Anbaues der mährischen Brüder mitgetheilt.

In Folge der gesegneten Ernte des Jahres 1823 beschloß man neben der diesmal besonders festlichen Feier des Erntefestes auch noch den Schulkindern und Choradjuvanten eine Freude zu bereiten. Nach vorhergegangener kirchlicher Feier begab man sich Nachmittags im Zuge nach der ehemaligen Freitagschen Wollspinnerei, wo ein aus Wein und Milchbrötchen bestehendes Liebesmahl veranstaltet wurde. Ein Zug auf den herrschaftlichen Hof beschloß das heitere Fest.

Die Festlichkeiten 1828 den 16. September bei Aufsetzung des neu vergoldeten Thurmknopfes, und den 17. September 1830 beim Aufziehen der neuen Glocken sind schon früher erwähnt worden.

Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/102&oldid=- (Version vom 1.8.2018)