Seite:Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs 299.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

kostbarsten Stein aus seiner Krone verloren: aber nur gezwungen und widerstrebend habe er diesen, genug bereuten, Schritt gethan, und seine Hochachtung für ihn sey unverändert, seine Gunst ihm unverloren geblieben. Zum entscheidenden Beweis davon diene das ausschließende Vertrauen, das man jetzt in seine Treue und Fähigkeit setze, die Fehler seiner Vorgänger zu verbessern, und die ganze Gestalt der Dinge zu verwandeln. Groß und edel würde es gehandelt seyn, seinen gerechten Unwillen dem Wohl des Vaterlands zum Opfer zu bringen, groß und seiner würdig, die übeln Nachreden seiner Gegner durch die verdoppelte Wärme seines Eifers zu widerlegen. Dieser Sieg über sich selbst,“ schloß der Fürst, „würde seinen übrigen unerreichbaren Verdiensten die Krone aufsetzen, und ihn zum größten Mann seiner Zeiten erklären.“

So beschämende Geständnisse, so schmeichelhafte Versicherungen schienen endlich den Zorn des Herzogs zu entwaffnen: doch nicht eher, als bis sich sein volles Herz aller Vorwürfe gegen den Kaiser entladen, bis er den ganzen Umfang seiner Verdienste in prahlerischem Pomp ausgebreitet, und den Monarchen, der jetzt seine Hülfe brauchte, aufs tiefste erniedrigt hatte, öffnete er sein Ohr den lockenden Anträgen des Ministers. Als ob er nur der Kraft dieser Gründe nachgäbe, bewilligte er mit stolzer Großmuth, was der feurigste Wunsch seiner Seele war, und begnadigte den Abgesandten mit einem Strale von Hoffnung. Aber weit entfernt, die Verlegenheit des Kaisers durch eine unbedingte volle Gewährung auf einmal zu endigen, erfüllte er bloß einen Theil seiner Forderung, um einen desto größern Preis auf die übrige wichtigere Hälfte zu setzen. Er nahm das Kommando an; aber nur auf drey Monate; nur um eine Armee auszurüsten, nicht sie selbst anzuführen. Bloß seine Fähigkeit und Macht wollte er durch diesen Schöpfungsakt kund thun, und dem Kaiser die Größe der Hülfe in der

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. , Frankfurt und Leipzig 1792, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_drey%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Kriegs_299.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)