Seite:Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs 283.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

als gute Beute zueignete und nach Dresden bringen ließ. Nicht im kaiserlichen Pallast, sondern im Lichtensteinischen Hause nahm er seine Wohnung, zu bescheiden, die Zimmer desjenigen zu beziehen, dem er ein Königreich entriß. Würde uns dieser Zug von einem großen Mann und einem Helden berichtet, er würde uns mit Recht zur Bewunderung hinreißen. Der Charakter des Fürsten, bey dem er gefunden wird, berechtigt uns zu dem Zweifel, ob wir in dieser Enthaltung mehr den schönen Sieg der Bescheidenheit ehren, oder die kleinliche Gesinnung des schwachen Geistes bemitleiden sollen, den das Glück selbst nie kühn macht, und die Freyheit selbst nie der gewohnten Fesseln entledigt.

Die Einnahme von Prag, auf welche in kurzer Zeit die Unterwerfung der mehresten Städte folgte, bewirkte eine schnelle und große Veränderung in dem Königreiche. Viele von dem protestantischen Adel, welche bisher im Elend herumgeirrt waren, fanden sich wieder in ihrem Vaterlande ein, und der Graf von Thurn, der berüchtigte Urheber des Böhmischen Aufruhrs, erlebte die Herrlichkeit, auf dem ehemaligen Schauplatze seines Verbrechens und seiner Verurtheilung sich als Sieger zu zeigen. Ueber dieselbe Brücke, wo ihm die aufgespießten Köpfe seiner Anhänger das ihn selbst erwartende Schicksal furchtbar vor Augen mahlten, hielt er jetzt seinen triumphirenden Einzug, und sein erstes Geschäft war, diese Schreckbilder zu entfernen. Die Verwiesenen setzten sich sogleich in Besitz ihrer Güter, deren jetzige Eigenthümer die Flucht ergriffen hatten. Unbekümmert, wer diesen die aufgewandten Summen erstatten würde, rissen sie alles, was ihre gewesen war, an sich, auch wenn sie selbst den Kaufpreis dafür gezogen hatten, und mancher unter ihnen fand Ursache, die gute Wirthschaft der bisherigen Verwalter zu rühmen. Felder und Herden hatten unterdessen in der zweyten Hand vortrefflich gewuchert. Mit dem kostbarsten Hausrath waren die Zimmer geschmückt, die Keller,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. , Frankfurt und Leipzig 1792, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_drey%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Kriegs_283.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)