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Domkirche feyerliche Messe gehalten, und unter Abfeurung der Kanonen das TeDeum angestimmt. Der kaiserliche General durchritt die Straßen, um als Augenzeuge seinem Herrn berichten zu können, daß seit Trojas und Jerusalems Zerstörung kein solcher Sieg gesehen worden sey. Und in diesem Vorgeben war nichts Uebertriebenes, wenn man die Größe, den Wohlstand und die Wichtigkeit der Stadt, welche unterging, mit der Wuth ihrer Zerstörer zusammen denkt.

Das Gerücht von Magdeburgs grausenvollem Schicksal verbreitete Frohlocken durch das katholische, Entsezen und Furcht durch das ganze protestantische Deutschland. Aber Schmerz und Unwillen klagten allgemein den König von Schweden an, der, so nahe und so mächtig, diese bundsverwandte Stadt hülflos gelassen hatte. Auch der Billigste fand diese Unthätigkeit des Königs unerklärbar, und Gustav Adolph, um nicht unwiederbringlich die Herzen des Volks zu verlieren, zu dessen Befreyung er erschienen war, sah sich gezwungen, in einer eigenen Schuzschrift die Gründe seines Betragens der Welt vorzulegen.

Er hatte eben Landsberg angegriffen, und am 16ten April erobert, als er die Gefahr vernahm, in welcher Magdeburg schwebte. Sogleich ward sein Entschluß gefaßt, diese bedrängte Stadt zu befreyen, und er sezte sich deswegen mit seiner ganzen Reiterey und 10 Regimentern Fußvolk nach der Spree in Bewegung. Die Situation, in welcher sich dieser König auf Deutschem Boden befand, machte ihm zum unverbrüchlichen Klugheitsgeseze, keinen Schritt vorwärts zu thun, ohne den Rücken frey zu haben. Mit der mißtrauischten Behutsamkeit mußte er ein Land durchziehen, wo er von zweydeutigen Freunden und mächtigen offenbaren Feinden umgeben war, wo ein einziger übereilter Schritt ihn von seinem

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Friedrich Schiller: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. , Frankfurt und Leipzig 1792, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_drey%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Kriegs_202.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)