Seite:Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs 134.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

keinen Fuß breit Landes besaß, um seinen Truppen im Fall eines Unglücks die nöthige Zuflucht zu gewähren. Christian IV. hatte Holstein und Jütland, durch welche Länder er sich nach einer verlornen Schlacht sicher zurück ziehen konnte.

Um seinem Nebenbuhler den Rang abzulaufen, eilte der König von Dänemark, sich im Felde zu zeigen. Zum Obersten des Niedersächsischen Kreises ernannt, hatte er in kurzem ein 60,000 Mann starkes Heer auf den Beinen; der Administrator von Magdeburg, die Herzöge von Braunschweig, die Herzoge von Meklenburg traten mit ihm in Verbindung. Der Beystand, zu welchem England Hoffnung gemacht hatte, erhöhte seinen Muth, und mit einer solchen Macht ausgerüstet, schmeichelte er sich, diesen Krieg in Einem Feldzuge zu endigen. Nach Wien berichtete man, daß die Bewaffnung nur zur Absicht habe, den Kreis zu vertheidigen und die Ruhe in dieser Gegend aufrecht zu erhalten. Aber die Unterhandlungen mit Holland, mit England, selbst mit Frankreich, die ausserordentlichen Anstrengungen des Kreises, und die furchtbare Armee, welche man aufstellte, schienen etwas mehr als bloße Vertheidigung, schienen die gänzliche Wiederherstellung des Churfürsten von der Pfalz, und die Demüthigung des zu mächtig gewordenen Kaisers zum Endzweck zu haben.

Nachdem der Kaiser Unterhandlungen, Ermahnungen, Drohungen und Befehle fruchtlos erschöpft hatte, den König von Dänemark und den Niedersächsischen Kreis zu Niederlegung der Waffen zu vermögen, fingen die Feindseligkeiten an, und Niederdeutschland wurde nun der Schauplaz des Krieges. Graf Tilly folgte dem linken Ufer des Weserstroms, und bemächtigte sich aller Pässe bis Minden; nach einem fehlgeschlagenen Angriff auf Nienburg und seinem Uebergange über den Strom, überschwemmte er das Fürstenthum Calemberg, und ließ es durch seine

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. , Frankfurt und Leipzig 1792, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_drey%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Kriegs_134.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)