Seite:Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs 122.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Gewalt gegen ihn zu schleudern. Ein Schluß des Kaisers, dem alle Formalitäten fehlten, welche die Reichsgeseze in einem solchen Falle nothwendig machen, erklärte den Churfürsten und drey andre Prinzen, welche in Schlesien und Böhmen für ihn die Waffen geführt hatten, als Beleidiger der kaiserlichen Majestät und Störer des Landfriedens, in die Reichsacht und aller ihrer Würden und Länder verlustig. Die Vollstreckung dieser Sentenz gegen Friedrich, nehmlich die Eroberung seiner Länder, wurde, mit einer ähnlichen Verspottung der Reichsgeseze, der Krone Spanien, als Besizerin des Burgundischen Kreises, dem Herzog von Bayern und der Ligue aufgetragen. Wäre die evangelische Union des Namens werth gewesen, den sie trug, und der Sache, die sie vertheidigte, so würde man bey Vollstreckung der Reichsacht unüberwindliche Hindernisse gefunden haben; aber eine so verächtliche Macht, die den Spanischen Truppen in der Unterpfalz kaum gewachsen war, mußte es aufgeben, gegen die vereinigte Macht des Kaisers, Bayerns und der Ligue zu streiten. Das Urtheil der Reichsacht, welche über den Churfürsten ausgesprochen war, scheuchte sogleich alle Reichsstädte von dem Bündniß hinweg, und die Fürsten folgten bald ihrem Beyspiele. Glücklich genug, ihre eigene Länder zu retten, überliessen sie den Churfürsten, ihr ehmaliges Oberhaupt, der Willkühr des Kaisers, schwuren die Union ab, und gelobten, sie nie wieder zu erneuern.

Unrühmlich hatten die Deutschen Fürsten den unglücklichen Friedrich verlassen, Böhmen, Schlesien und Mähren der furchtbaren Macht des Kaisers gehuldigt; ein einziger Mann, ein Glücksritter, dessen ganzer Reichthum sein Degen war, Ernst Graf von Mansfeld, wagte es, in der Böhmischen Stadt Pilsen der ganzen Macht des Kaisers zu trozen. Von dem Churfürsten, dem er seine Dienste gewidmet hatte, nach der Prager Schlacht ohne alle Hülfe

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. , Frankfurt und Leipzig 1792, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_drey%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Kriegs_122.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)