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Lange nachdem das Elend der folgenden Regierungen das Elend der seinigen vergessen gemacht hatte, zog sich eine Glorie um sein Andenken, und eine so schreckliche Nacht legte sich jezt über Deutschland, daß man einen solchen Kaiser mit blutigen Thränen sich zurück wünschte.

Nie hatte man von Rudolph erhalten können, seinen Nachfolger im Reiche wählen zu lassen, und alles erwartete daher mit bangen Sorgen die nahe Erledigung des Throns; doch über alle Hoffnung schnell und ruhig bestieg ihn Matthias. Die Katholiken gaben ihm ihre Stimmen, weil sie von der frischen Thätigkeit dieses Fürsten das Beste hofften; die Protestanten gaben ihm die ihrigen, weil sie alles von seiner Hinfälligkeit hofften. Es ist nicht schwer, diesen Widerspruch zu vereinigen. Jene verließen sich auf das, was er gezeigt hatte; diese urtheilten nach dem, was er zeigte.

Der Augenblick einer neuen Thronbesezung ist immer ein wichtiger Ziehungstag für die Hoffnung, der erste Reichstag eines Königs in Wahlreichen gewöhnlich seine härteste Prüfung. Jede alte Beschwerde kommt da zur Sprache, und neue werden aufgesucht, um sie der gehofften Reform mit theilhaftig zu machen; eine ganz neue Schöpfung soll mit dem neuen König beginnen. Die großen Dienste, welche ihre Glaubensbrüder in Oesterreich dem Matthias bey seinem Aufruhr geleistet, lebten bey den protestantischen Reichsständen noch in frischer Erinnerung, und besonders schien die Art, wie sich jene für diese Dienste bezahlt gemacht hatten, auch ihnen jezt zum Muster zu dienen.

Durch Begünstigung der protestantischen Stände in Oesterreich und Mähren hatte Matthias den Weg zu seines Bruders Thronen gesucht, und auch wirklich gefunden; aber, von seinen ehrgeizigen

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Friedrich Schiller: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. , Frankfurt und Leipzig 1792, Seite 065. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_drey%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Kriegs_065.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)