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errathen vermeynen sollten: so bitte ich Sie Ihre Vermuthung niemanden mitzutheilen. Denn der Mann mag von den Kreuzluftfrommen weder geliebt noch gehasset seyn.«


In dieser Schrift ist überzeugend nachgewiesen, dass der Illuminatenorden weder mit den Illuminés verwechselt werden darf, noch jemals etwas mit Cagliostro zu tun hatte. Nur das hier Geschilderte ist der ganze Grund und Boden, auf dem auch diese Beschuldigungen aufgebaut worden sind.


Der Fortbestand des Ordens und die Furcht vor ihm.

Es ist eine eigentümliche Erscheinung, dass nach Ausbruch der französischen Revolution und nachdem die Beschuldigung, diese sei durch die Illuminaten veranlasst worden, einmal Boden gefasst hatte, alle irgend erdenklichen Freiheitsbestrebungen stets dem Weiterbestehen des Ordens in die Schuhe geschoben wurde. Kein irgendwie geistig hervorragender Mann konnte dem Verdachte entgehen, Illuminat zu sein. Es gibt Schriften aus jener Zeit, die die Entstehung der Sturm- und Drangperiode in Politik und Literatur einzig und allein den aufrührerischen Ideen der Illuminaten zuschreiben. Schiller wurde als Illuminat verschrieen und die ganze Weimarer Schule als Nest des Illuminatismus. Wie weit es die französische Illuminatenriecherei darin brachte, lehren uns die Dokumente des Pariser Archivs, auf die wir später noch zurückkommen werden.

Es muss die Furcht vor dem verschrieenen Illuminatismus geradezu wie ein Druck in der Luft gehangen haben, denn der Orden selbst existierte in seiner festeren Organisation schon lange nicht mehr, als sich die Gespensterfurcht vor ihm in so allgemeiner Weise breit machte.

Es gibt tatsächlich keine andere Erklärung für solche Erscheinung, als dass diese Furcht der Ausdruck für das Ahnen einer neuen Zeit war, die infolge der Revolution über die gebildete Welt hereinbrach. Das Abschneiden althergebrachter Zöpfe und veralteter Ideen, die Furcht vor dem Gewaltmenschen Napoleon, der immer rücksichtsloser in die Geschicke Europas eingriff, der Einfluss unserer hervorragendsten klassischen

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_425.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)