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verbreitet gewesen. Freunde von Grundsätzen und der Menschlichkeit hatten sich da vereinigt, um sich dem Fortschritt des zivilen und religiösen Despotismus entgegenzustellen, sehr aufgeklärte, öffentliche Beamte gehörten zu dieser Zahl. Weishaupt, sehr berühmter Professor an der Universität zu Ingolstadt, war an ihrer Spitze. Dieser Geheimorden näherte sich viel den Freimaurern, aber er war mehr instruiert und mehr dem Interesse der Volksunterdrücker entgegengestellt.

Der Kurfürst von Bayern, durch einige falsche Brüder von den Grundsätzen, zu denen die Illuminaten sich bekannten, unterrichtet, verfuhr mit Härte gegen dieselben, er hat sie von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen und sie selbst in seinem Kurfürstentum verboten. Es war leicht, ihre Versammlungen zu schliessen und ihre Korrespondenz aufzufangen, aber es war unmöglich, dieses heilige Feuer zu verlöschen, diesen Enthusiasmus für die Freiheit zu ersticken, welchen dieser Orden dem Geist junger, ehrbarer und aufgeklärter Leute mitzuteilen gewusst hat. Die vereinigten Mächte nannten die Illuminaten die Vorläufer der Jacobiner, schrieben ihnen ein angebliches Einverständnis zwischen den Illuminaten und den Jacobinern zu, und alle Unfälle, welche die deutschen Armeen beim ersten Triumph-Einzug der Franzosen in Deutschland zu ertragen hatten.

Es scheint mir wichtig, unsern Korrespondenten in München zu fragen, ob er frühere Mitglieder des Ordens der Illuminaten kennt und ob er nicht ein Mittel hätte, dass sie sich im Dienste der französischen Republik nützlich erweisen. —


Unter dem Datum Munich le 30 Pluviose an 7, schreibt »Alquiet« noch einen Bericht, der des Inquisitors Lippert gedenkt und seiner Verfolgungen gegen alle, die des Illuminatismus verdächtig sind, dann verschwinden die Mitteilungen über den Orden zur Revolutionszeit. — Es ist klar, wenn eine Verbindung zwischen den Jacobinischen Machthabern in diesen Jahren mit den Illuminaten bestanden hätte, dass dann diese Mitteilungen doch ganz anders lauten müssten und nicht von einem angeblichen Einverständnis geredet würde, wie es der Fall ist; ganz sicher würde aber nicht eine vollständige Unkenntnis von dem Orden zum Vorschein kommen. —

Wir können daher jetzt ruhig diese Tatsache, dass der Orden nichts mit den revolutionären Bewegungen Frankreichs zu tun hatte, als endgültig bewiesen ansehen und wollen nur

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_419.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)