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Vergleichung des Vergnügens, das ich bei Ihnen würde genossen haben und das oft sehr Unangenehme, was mir auf dieser Reise zum Loose gefallen ist. Alles was mich trösten muss, ist, dass ich Pflichten für Andere, meinen eigenen Freuden vorgezogen habe.[1]

Lassen Sie mich, meine geliebte Freundin, da ich hier meine Geschäfte geendigt habe und die erste Musse nach langer Zeit finde, Ihnen die Gefahr meiner Reise, so kurz als möglich erzählen.

Als ich schon meine Sachen völlig eingerichtet hatte, um den 21sten May in Herrenhut einzutreffen, und des Endes den 4ten May nach Leipzig abgehen wollte, kam den 26. May ein Freund, Herr v. d. Busche, ein ziemlich reicher Edelmann zu mir, der mit seiner Zeit zuweilen im Kriege lebt. Als ich ihm von meiner Schlesischen Reise sprach, wollte er mit mir gehen. Ich hatte nichts dawider. Bey weiterem Gespräche kamen wir auf den Convent der Freymaurer in Paris, unter dem Namen der Philalethen zu sprechen, für welchen ich den Winter über an einer Schrift gearbeitet und bereits abgeschickt hatte, um diese grössesten Theils gute und redliche Menschen von gewissen schädlichen Meynungen[2] zurück zu bringen. Als Herr v. d. B. dieses Memoir gelesen hatte, meinte er, ich würde viel Nutzen stiften, wenn ich selbst nach Paris ginge, wo die Versammlungen noch fort dauerten, und daneben noch ein neuer Einladungsbrief einlief, und ich mich entschuldigte, dass ich die Kosten der Reise für meinen Beutel zu schwer fände, hob er diesen Einwurf, dass er die Reise mitmachen, und die Kosten hin und her, allein tragen wolle, dass ich nur in Paris für mein Geld zu leben hätte. Aus Ursachen, die ich Ihnen nicht sagen mag, wollte mir die Proposition nicht gefallen. Allein einige hohe Brüder, denen er die Sache vorstellte, traten ihm bey und stellten mir vor, es sey Pflicht, ja sie wussten die Frau Gräfin[3] auf ihre Seite zu bringen. Ich musste also nachgeben und wir reiseten den 1ten May ab, um den 20sten in Paris zu seyn. Herr v. d. Busche


  1. Er beabsichtigte die Familie Hess zu besuchen, was jedoch durch die Pariser Reise unmöglich wurde.
  2. Diese betreffen den Glauben an Geisterbeschwörungen, theosophische Phantastereien, Studium der Theurgie, Alchemie und allerhand okkultistischen Spielereien, die namentlich durch Cagliostro mit seiner egyptischen Maurerei verbreitet worden waren.
  3. Gräfin Bernstorff, seine Gönnerin, deren Vermögen er verwaltete.
Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_411.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)