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war die, dass er die französische Revolution zur Explosion gebracht habe. Es gehörte recht viel Kombinationsvermögen und Taschenspielerei in der Logik dazu, um den Beweis für diese wundersame Behauptung zusammenzuleimen, aber in jener Zeit wurde tatsächlich alles geglaubt, sobald es sich darum handelte, dem Illuminatismus eine neue Schurkerei aufzuhalsen. Französische und deutsche Schriftsteller haben diese Fabel behandelt, wir greifen aus deren Werken das des bekannten Freimaureranklägers Starck heraus, betitelt: Der Triumph der Philosophie im 18. Jahrhundert, das 1803 erschien und in dem die ganze Kette der angeblichen Begebenheiten ausführlich erzählt wird. Nach diesem Werke heisst es im Auszuge ab Seite 348, II. Band, dass Graf Mirabeau bei seinem Aufenthalte in Berlin mit den dortigen Illuminaten, aus deren Nachrichten er die geheimen Briefe über die preussische Staatsverfassung zusammenschrieb,[1] bekannt geworden war. Von diesen ward er Mauvillon empfohlen, der damals schon zu Braunschweig stand und ihn in die Geheimnisse des Illuminatismus einweihte. Mauvillon und sein Adept kamen bald darin überein, dass Frankreich, wo die Philosophen gegen Religion und Staatsverfassung schon so herrlich vorgearbeitet hatten, wo die Sitten verdorben waren und alles schon gärte, vor allen andern das Land sei, wo man das experimentum in anima vili anfangen könne. Es ist wohl zu merken, dass nicht gesagt wird, dass die Illuminaten oder illuminierten Freimaurer die französische Revolution hervorgebracht haben, diese würde durch den Philosophismus, durch welchen die Nation total verbildet war, ohnehin erfolgt sein, obgleich später. Aber die Illuminaten haben die schon längst durch die Philosophen angelegte Mine zur Explosion gebracht.

Sobald Mirabeau in die Geheimnisse[2] des Illuminatismus eingeweihet war, bewies er sich auch gleich als einen tätigen Adepten.[3]


  1. Das ist Unsinn, denn Mirabeau hielt sich als nichtoffizieller Gesandter in Berlin auf, verkehrte viel am Hofe und schrieb aus eigener Anschauung sein vor kurzer Zeit neu aufgelegtes Werk: Geheime Geschichte des Berliner Hofes, oder Briefwechsel eines reisenden Franzosen, vom 5. Juli 1786 bis den 19. Jan. 1787.
  2. Es sei hier darauf aufmerksam gemacht, dass diese Geheimnisse immer darauf hinausgehen sollten, die Fürsten zu stürzen, die Religion zu beseitigen und eine Selbstregierung einzuführen.
  3. Sein Ordensname soll Leonidas gewesen sein.
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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_404.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)