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keine Ehre. Es bleibt mir nichts anderes übrig als mich an den König zu wenden und dieser schlägt es mir vielleicht ebenfalls ab. Gerechter Himmel! Wer das beste Schauspiel schreibt, erhält 100 Ducaten Belohnung, der Schriftsteller welcher ein Thema behandelt, welches ein jeder kennt, besonders in diesen Zeiten von noch besonderem Werth, muss Geld borgen ums selbst verlegen und sodann noch drucken zu können, und erhält hierfür nicht einmal einen Dank. Wenn dies nicht zu den schlimmsten Anzeichen gehört und im hohen Grade entlahmend ist — so sagen Sie wo ist Verstand? — Wo ist ein Staat, welchem solche Dinge so gleichgültig sind? was wird aus der Aufklärung meiner Zeiten, welche Sie schon erleben werden? Sie können sich darauf verlassen, lieber Freund, mein Untergang ist beschlossen und wird unvermeidlich erfolgen, alle Zeichen sind schon vorhanden und deuten darauf hin und doch bin ich thöricht genug um ein neues Werk zu schreiben. Aber ich denke mir dies wird nicht ewig dauern.

Es wird und muss noch ein Menschengeschlecht kommen, welches vernünftiger ist, die werden mich lesen und Herr Zschokke mag gegen mich schreiben, was er will, er wird mich (? unleserlich) und jeden nach seinem (Verdienst?) beurtheilen.

Meine Pension habe ich nach vielen Schreiben und praessiren endlich erhalten.

Leben Sie wohl, ich bin wie immer

Gotha, d. 3ten Nov. 1818. Ihr ganz eigener
A. Weishaupt.

Soeben hat mich Graf Luxburg besucht, ich habe von ihm wieder Aufklärung erhalten. Ich habe ihm dagegen mehrere bedeutende Nachrichten mitgetheilt in betreff des heutigen Unwesens, welches mit jedem Tag ärger wird. — —


Aus diesem Briefwechsel leuchtet einesteils die Freundschaft der früheren Feinde deutlich hervor, andernteils die Anteilnahme Weishaupts an allen Geschehnissen und dass sein immer reger Geist nach allen Seiten Verbindungen unterhielt, die nicht unwichtig gewesen sein können. Diese Verbindungen zu untersuchen ist nicht die Aufgabe dieses Werkes, denn es ist sicher, dass es sich dabei nicht etwa um eine Wiederbelebung des Illuminatenordens handelte, es waren politische Nachrichten, die Weishaupt erhielt und weitergab und in Bayern jedenfalls ein Echo fanden.

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 395. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_395.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)