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Auch der Kanzler der Landshuter Regierung, Pössl, ein mustergültiger Vertreter des jesuistischen Beamtentums, machte einmal die Teilnahme, welche eines der Opfer seines Hasses für den Volksunterricht an den Tag legte, als einen Beweis für dessen Freimaurer- und Illuminaten-Gesinnung geltend, wie denn auch eine Reihe der besten Männer nach Ausbruch der Verfolgung des Ordens von der Schulaufsicht entfernt wurde.

Wenn solche Gesinnungen an entscheidender Stelle herrschten, was liess sich da von Pfarrern, Mönchen und mönchisch gesinnten Beamten auf dem Land und in kleinen Städten erwarten? Endlose Anfeindungen und Verfolgungen waren das Los derer, die noch den Mut und die Aufopferung besassen, für eine verlorene Sache zu kämpfen. — —


Kluckhohn hat Berichte von Schulinspektoren jener Zeit aufgefunden, aus denen hervorgeht, dass die Pfarrer jener Zeit vielfach über Verfall der Religion schrieen, über Freigeisterei und Illuminatismus, und die Schulen für diese Dinge verantwortlich machten. Religion hiess jedoch bei diesen Leuten, wie in einem solchen Berichte steht, Bruderschaften, Ablässe, Kreuzgänge, Wetterläuten, die als entbehrlich abgeschafft oder modifiziert wurden. Die Schulinspektoren wurden unglaublich beschimpft, sogar tätlich angegriffen und keiner hatte mehr Neigung zu diesem Amte. — Soweit war das Pfaffenregiment gediehen unter der Regierung eines Fürsten, der allen Intriguen des Obskurantismus geneigtest sein Ohr und seine Macht lieh.

Am 16. Februar 1799 starb der Kurfürst Karl Theodor an einem Schlagfluss, der ihn beim Schachspiel traf. Die Regierung ging auf die von ihm so missliebig angesehene Zweibrückener Linie über und am 20. Februar 1799 traf der neue Herrscher Kurfürst Maximilian Joseph in der Hauptstadt ein. Eine neue Zeit sollte nun erblühen.

Graf Montgelas, der frühere Illuminat, wurde am 21. Februar zum Leiter der auswärtigen Angelegenheiten des pfalzbayerischen Kurfürstentums ernannt. Lippert wurde sofort aller Stellen enthoben, das Obskurantentum erzitterte, es sah das Ende seiner Macht herangekommen und fürchtete von dem jetzt so mächtigen Illuminaten Montgelas alles. — Ihm zur Seite stand der vielgeschmähte und verleumdete v. Zwackh, der bereits in zweibrückischen Diensten stand und 1795 am 11. April, beim Regierungsantritt Maximilian Josephs als Herzog, von letzterem als

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_378.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)