Seite:Geschichte des Illuminaten-Ordens (Engel) 370.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sympathie des Zweibrückener Hofes für die verfolgten Illuminaten. Die Anstellung des Grafen Montgelas daselbst erregte den Zorn des Kurfürsten und verursachte vergebliche Versuche, ihn zu verdächtigen. Wiederholt wurde Freiherr von Vieregg nach Zweibrücken beordert, um den Herzog von den Schändlichkeiten der Illuminaten zu unterrichten. Das famose Protokoll über die Aussagen des Baron Mändl wurde durch ihn überreicht, namentlich deswegen, weil in diesem Montgelas stark verdächtigt wird, jedoch ohne Erfolg, die Stellung des Grafen blieb unerschüttert. Auch der Fürstbischof von Regensburg übersandte seine Verordnungen dem Herzog, erzielte jedoch nur eine recht schale, anscheinend höfliche Antwort, die in Anbetracht des Umstandes, dass gerade der Zweibrückener Hof seine Hand schirmend über die Verfolgten hielt, nur als bittere und beissende Ironie heute ausgelegt werden kann.

Die kurze Antwort lautet:


Wir sind Euer Liebden für die gefällige Mittheilung der durch dero geistlichen Rath am 31ten Mai letzthin getroffenen Verfügung danknehmigst verbunden. Euer Liebden weise Vorsorge zur Erhaltung und Aufnahme der geistigen Disziplin gereicht demselben zum besonderen Ruhm und Vermehrt in Uns die Gesinnungen der Hochachtungsvollen Ergebenheit, womit Wir

Carlsberg, d. 25ten Aug. 1787.


Die Bemühungen des Kurfürsten, andere regierende Fürsten in seine Fussstapfen treten zu lassen und gleiche Verfolgungen der Illuminaten in ihren Ländern zu veranlassen, scheiterte an dem gesunden Sinne der Souveräne. Vergeblich versandte er an alle Höfe Exemplare der auf seinen Befehl gedruckten Originalschriften, vergeblich wurden Verdächtigungen und Warnungen ausgestreut. Die Gesandten aller Höfe registrierten wohl in ihren Berichten, die sich in jedem Staatsarchiv vorfinden, die Verfolgungssucht des Kurfürsten, jedoch gelang es nicht nur einen Weltfürsten zu veranlassen, gleiche Massregeln zu ergreifen. Die Verfolgung blieb auf Bayern lokalisiert, nahm jedoch einen immer gehässigeren Charakter an, namentlich seitdem ein geheimes Inquisitions-Kabinett, bestehend aus Pater Frank, den Räten Lippert und Schneider, nunmehr ernannt wurde und ihre unheimliche Tätigkeit entfaltete.

Vor allen Dingen galt es ausfindig zu machen, wer etwa noch als Illuminat verdächtig sei. Der Spionage und Angeberei

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_370.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)