Seite:Geschichte des Illuminaten-Ordens (Engel) 345.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Eichstädt zu ähnlichen Schritten bewogen werden. Dreymal versuchte es schon Pater Frank, den letztern zu einer Inquisition gegen die Illuminaten zu bereden. Man bot ihm sogar Soldaten an, wenn das Volk, welches von der Unschuld dieser Männer überzeugt ist, etwa einen Aufstand erregen sollte. Da sich die eben genannten Herren Bischöfe nicht dazu verstanden, so verbreiteten die Jesuiten ein Ideal eines Hirtenbriefes, welches sie auf die unverschämteste Weise dem Herrn Fürstbischof von Freysingen unterschoben. Ein Ideal, welches ganz den Stempel Frankischer Rhetorik trägt und von Widersprüchen wimmelt. So nennt es die Illuminaten bald eine Socianische Seele, bald Deisten, bald gar Atheisten, zum Beweise, dass ihre Hässer selbst noch nicht wissen, warum sie sie verdammen. Rachsucht und Eigennutz sind die einzigen Triebfedern, welche ihren Fall verursacht haben. Selbst der Herr Fürstbischof von Freysingen fand ihre Lehre rein, als er die Geistlichen seines Sprengels darüber zur Rede stellte, und er denkt zu christlich, als dass er Unschuldige auch nur kränken könnte. Das Mandat des Herrn Fürstbischofs von Regensburg lautet folgendergestalt.


Des Hochwürdigsten Fürsten und Herrn,
Herrn Maximilian Prokop, Bischofes zu Regensburg, des Heil. Röm. Reichs Fürsten etc. Grafen von Törring-Settenbach, Herrn auf Törring und Dengling, des hohen Ritterordens St. Georgii Grosskreuz, und infulierten Probstes zu Straubing etc. Wir Suffraganeus, Praeses Consistorii, Vice-Präses, Officialis, und andere zu den
geistlichen Sachen geordnete Räthe etc.

Es hat sich der Illuminatismus dergestalt verbreitet, dass auch sogar der geistliche Stand nicht ganz davon befreyet, sondern ein Theil des Cleri tam secularis quam regularis, damit angesteckt ist, und noch einige derselben gegen das ausdrückliche landesherrliche Verboth dieser Sekte anhangen, und selbe nach ihren höchstverdorbenen Grundsätzen zu verbreiten sich beeifern.

Damit nun diese für den Staat, Religion, und gute Sitten sehr gefährliche und schädliche Sekte in Unserm Bissthume gänzlich unterdrücket und ausgerottet werde; so befehlen Wir anmit in virtate sanctae Obedientiae, dass jeder sowohl Sekular- als Regularpriester, der dem Illuminatismo beygethan ist, dieser Sekte sogleich entsage, und dass jeder Dechant auf seine untergebene

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_345.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)