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Ich verspreche bey meinem Ehrenwort, dass ich niemals öffentlich in Druck die Namen nennen werde, die in den mir zufolge der gnädigsten Erlaubniss Sr. Churf. Durchl. zum Durchsehen verstatteten Briefe genannt worden sind. Kann mich aber nicht dazu verbinden, dasselbe Geheimniss in Gesprächen mit meinen Freunden, wenn auf diese Sache die Rede kommen sollte, zu bewahren.

München, d. 13. April 1787. Dr. Friedrich Münter
aus Kopenhagen.

Die Einschränkung seines Ehrenwortes ist wohl auf einen Ärger darüber zurückzuführen, dass er auch die berüchtigten Rezepte einsehen wollte, was ihm jedoch verweigert wurde. Sein Verfahren war jedenfalls unklug, denn sofort wurde er heimlich beobachtet. Sein für die Zeit seines kurzen Aufenthaltes engagiert gewesener Diener Joseph Freysinger wurde in ein Verhör gezogen und nach allem Möglichen über Münter ausgefragt. Dabei kam zum Vorschein, dass er den Professor Baader besucht hatte, Hertel und Massenhausen und dann nachdem am Sonnabend den 14. April Massenhausen verhaftet wurde, Montag früh den 16. allein nach Salzburg zu fortgefahren sei. Auch Massenhausen wurde in seinem Verhör über Münter befragt und gab an, dass er am Abend des 13. April mit ihm bei Baader zusammengetroffen sei, Münter habe auch dort die Abschrift seines schriftlich gegebenen Ehrenwortes vorgelesen.

Aus solchen Umständen schien Münter natürlich höchst verdächtig. Man vermutete in ihm einen auswärtigen Minerval des Ordens, glaubte, bei Baader sei eine Loge abgehalten worden und sicherlich müsse das Fragen nach den Rezepten auch seine tieferen Gründe haben. —

Am 9. Mai 1787 berichtete der Gesandte v. Lerchenfeld aus Regensburg, dass Münter sich in der Stadt aufgehalten habe und aussagte, es habe der ihm vorgelegte Revers, ausser der Beglaubigung, die Schriften gesehen und gelesen zu haben, noch einen zweiten Teil enthalten, in dem er die Sekte als gefährlich anzuerkennen sich verpflichte. Münter habe gesagt, dass er bereit war, den ersten Punkt zu unterschreiben, nicht aber den Schluss, und dass seine Freunde ihm rieten, München so schnell als möglich zu verlassen. Seitdem habe man ihm geschrieben, wenn er nicht am andern Tag abgereist wäre, so wäre er verhaftet worden. Der Gesandte bezweifelt zwar die Wahrheit

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_330.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)