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hinter ihm ein Steckbrief erlassen, dessen Personalbeschreibung derartig ist, dass Massenhausen wegen seiner Ergreifung recht beruhigt sein konnte. Es heisst da:


Anton Massenhausen 28zig jährigen Alters von München, ist grosser Statur, 6 Schuh hoch, mager, blassen Angesichts, hat rötliche Haare, dann derley Bart und Augenbraun, eine hohe breithe Stirne, mitlmässige Nasse, ist schlanken Leibs und übrigens wohl gewachsen, ohnwissend dessen Kleidung. —


Nach solcher, auf viele Menschen passende Beschreibung, ausserdem am 4. Tage nach seiner Entweichung, die in der Nacht vom 13. zum 14. stattfand, würde der beste moderne Detektiv Massenhausen unmöglich gefangen haben. Das dürfte auch mehr als wahrscheinlich gerade die Absicht gewesen sein. —

Die Angst, durch aqua tofana der Illuminaten um sein Leben zu kommen, ist erwiesenermassen systematisch dem Kurfürsten beigebracht worden, diese Furcht diente dazu, die Fürsten der Rachsucht der Verfolger gefügig zu machen. Wir haben bereits gesehen, dass der König von Preussen in seinem Briefe an den sächsischen Kurfürsten später auch schaudernd dieser Herstellungskunst gedenkt, in der die Illuminaten solche Fertigkeiten besitzen sollten; ihm hatten die Rosenkreuzer, die Erzfeinde der Illuminaten, diese Furcht beigebracht. Bevor wir jedoch den Beweis für die erste Behauptung antreten, müssen wir noch einer Episode gedenken, die charakteristisch ist für die ausgesprochene Ansicht und für die damalige Zeit.

Es wird erinnerlich sein, dass die Veröffentlichung der bei Zwackh gefundenen Papiere unter dem Hinweis geschah, jeder könne sich von der Echtheit derselben überzeugen; das wagte jedoch so leicht keiner von den getreuen Untertanen, sicherlich witterten diese Gefahr bei solchem Unterfangen, und mit Recht. Am 13. April 1787 erschien plötzlich im geheimen Archiv ein Doktor Friedrich Münter aus Kopenhagen, derselbe stellte das Ersuchen ihm einige der Illuminaten-Papiere vorzulegen. Es geschah. Ein Protokoll wurde aufgesetzt und Münter verlangte einige Briefe, in denen die Namen der Herzoge Ferdinand von Braunschweig und von Gotha sich befinden. Er sollte sein Ehrenwort für Verschwiegenheit geben, tat es, setzte jedoch in dem vom Archivar Eckartshausen vorgelegten, zu unterschreibenden Protokoll wörtlich hinzu:

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_329.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)