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Massenhausen das besondere Interesse des Kurfürsten wegen der mörderischen Rezepte erweckte, das sich denn auch in nachfolgendem Befehl an den Präsidenten Grafen von Törring aussprach:

P. P.

Aus Churfürstl. gnädigstem Befehl soll der junge Hofkammerrath Massenhausen oder sogenannte Ajax heut noch in das Schottenstübel gebracht und dessen sämmtliche Papiere zu Obrigkeit Händen genohmen werden.

Die Beyde Herren Hofräthe Engel und von Stockh sind als comissarii ernannt, worüber das weitere per rescriptum erfolgen wird. Euer Excellenz belieben einstweilen nur den Arrest sowohl quo ad personam als scripturas zu verfügen.

  München 13. April 1787[1]
A. v. Kreitmayer.

Am nächstfolgenden Tage den 14. April beorderte Serenissimus Elector gnädigst, dass Massenhausen, der bereits im Schottenstübel sitzt, zuforderniss über die der Zwackh’schen Briefsammlung einverleibten recepten[2] befragt werde, nemlich von wem und zu was Ende er solche erhalten habe, warum sie den Zwackh communiciret, auch ob davon kein Gebrauch nach dem jure vitae und necis von ihm oder andern würcklich gemacht worden sey. Weiterhin gibt die Order Anweisungen, wie seine in Beschlag genommenen Papiere zu behandeln wären. —

Liest man nun das umfangreiche Protokoll, das in sieben Verhörstagen vom 24.—30. April 1787 aufgezeichnet wurde, so begreift man tatsächlich heute nicht, wie es möglich war, ernsthaft an eine Schuld des Inhaftierten zu glauben. Massenhausen gibt zuerst eine genaue Schilderung seiner Aufnahme, resp. Annahme durch Weishaupt. Er gehörte, wie wir bereits wissen, zu den ersten Ordensangehörigen und war mit Zwackh der Vertraute Weishaupts. Er zählte damals, 1776, 16 Jahre, war völlig für Weishaupt eingenommen und traute ihm keinerlei


  1. Original im Bay. Geh. Haus-Archiv.
  2. Hier ist das Eingeständnis, dass nur der Stimmungsmache wegen, die gar nicht von Zwackh herrührenden Rezepte, der Briefsammlung einverleibt wurden. Der Druck ist so arrangiert, als wären diese Rezepte und andere Dinge offizielle Ordenssachen.
Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_326.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)