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Von unserer Unschuld überzeugt, ertrugen wir alles mit gedult, und würden es noch thun, wäre es bey diesem Standpunkt geblieben, da man uns aber durch eine Schrift, unter dem Titel »Über Frey-Mauerer erste Warnung« der Übertrettung des Landesherrlichen Verbots und der Schändlichsten Verbrechen ohne Beweiss, ohne Anzeige besonderer Fälle beschuldigte: so wurde die Vertheidigung nothwendig.

Wir riefen durch eine Ankündigung die Beschuldiger[1] vor einem ime selbst beliebigen Richter zum Beweiss auf, aber statt desselben erschien eine zweyte Schrift unter dem Titel: »Auch eine Beylage zur Ersten-Warnung«. Welche Beschuldigungen auf Beschuldigung häuffte, den Landes Dicasterien zu nahe tratt, selbst E. K. D. der Sorglosigkeit beschuldigte.

Bey dieser Lage bleibt uns also nichts übrig, als zur Gerechtigkeits Liebe unseres gnädigen Landesherrn uns zu flüchten, Höchst dero Person die ganze Sache vorzulegen unsere Unschuld zu vertheidigen, und wann noch ein Zweifel übrig bleiben sollte, um gerichtliche Untersuchung gegen die uns gemachten Beschuldigungen anzuflehen.

Jede Beschuldigung ist in den Rechten ungegründet, bis sie bewiessen wird, wir konnten ruhig den Beweiss entgegen sehen. Doch nüzet in diesem Falle die Prüfung schwerer Beschuldigungen, damit ihr Unwerth den Werth der übrigen zeuge.

1. Die ausseinander getrettene Loge Theodor vom guten Rath soll dass gnädigste Verbot geheimer Gesellschaften übertretten haben. —

Die erste Pflicht der Freymaurer ist, den Gesezen ihres Staates und den Befehlen ihres Fürsten unterthänig zu seyn. So bald E. K. D. durch ein General Verbot alle geheimen Verbindungen aufgehoben haben, so wurde den mit-Gliedern die Einstellung aller Maurerischen Arbeiten durch ein Circular[2]


  1. Wie schon gesagt, war das der Schriftsteller Babo.
  2. Der Inhalt dieses Zirkulars geht aus nachfolgendem Briefe Constanzos hervor; Original im Besitze des Autors:
    Diomedes (Graf Constanzo) Consilio nationali S. p. D.

    Wir haben zuviel auf die Güte unserer Sache getrauet, zu sehr auf unsere Kräfte gerechnet und zu Sorgenlos unsern Feinden entgegen gearbeitet. Es ist in dem Kurfürstlichen Kabinet beschlossen unsere Gesellschaft zu verstören und so geneigt uns sonst der beste Fürst gewesen ist, so hat es doch [285] der Kabale gelungen, ihn, Gott weiss durch welche Vorstellungen und falsche Beschuldigungen des Ordens auf das heftigste aufzubringen, und ein Mandat abzunöthigen, durch welches in ganz Bayern alle geheimen Verbindungen und namentlich die unsrige verbothen werden solle. Zwar ist das Mandat noch nicht publicieret, aber wir haben dennoch in gestriger ausserordentlicher Versammlung beschlossen, sogleich den genauesten Gehorsam zu bezeigen und eben dadurch dem Kurfürsten einen Beweiss zu geben, dass wir diejenigen nicht sind, vor welche man uns mag geschildert haben, vielleicht gelingt es uns, ihn nach und nach wieder einem günstigeren Entschluss zu bringen, und dann wollen wir mit gedoppeltem Eyfer an der Pyramide arbeiten und das versäumte gewiss ersetzen, machen Sie nur, dass in den andern Landen um so thätiger gearbeitet werde. Von der Anhänglichkeit unserer Leute sind wir überzeugt, dass sie auch ausser allen Ordens-Zusammenkünften und Graden dennoch bey der ersten Regierungs Erlaubniss oder Tolleranz mit ganzer Seele wieder zu dem Institut zurückkehren. Indessen ist an alle auswärtige Logen unterm heutigen das Circular erlassen worden, dass man auf höchst Landesherrlichen Befehl die maurerischen Arbeiten einstelle und man sich also die Logen-Correspondenzen und Verhältnisse biss auf weiteres verbitte, dagegen aber zu anderer freundschaftlicher Gefälligkeit jederzeit bereit seyn werde. Eben diesen Auftrag erhielten alle Illuminaten Kirchen in Griechenland (Bayern) und ersuche ich Sie, davon auch den Fremden Nachricht zu geben. Die Ordens-Papiere haben wir auf jeden Fall in Sicherheit gebracht und werden diese entweder vernichtet, oder die Brauchbaren an Behörden geschickt werden.

    Vielleicht dass unsere Mächtigen am Hof den Churfürsten bereden, dass Er von unsern Satzungen und Graden Einsicht nehme, dann legt man ihm solche in Ordnung vor und es würde gewiss von guter Wirkung seyn, zumalen wenn man ihm den Ursprung, die Stifter und das lächerliche zeigte, welches manchmal dabey vorgekommen ist, daraus Könnte Er sich wohl am meisten überzeugen, wie man unsere Macht vergrössert, und wie wenig fürchterlich wir sind. Allein es versteht sich, dass man vorläufig versichert wäre, der Kurfürst eröfne das nicht weiter, oder höchstens nur einem Meister.

    Der — — dürfte es am wenigsten seyn.

    Unsern jungen Leuthen könnte man ja wohl die Idee von einer Lesse Gesellschaft beybringen, darin könnten sie sich immerhin nach der Anleitung unserer Statuten bilden und beschäftigen, Pythagoras wäre der Mann einen solchen Plan zu entwerfen. Diese Lesse-Gesellschaft wäre öffentlich und also nicht unter dem Verboth begriffen, und im Grunde blieb es doch die herrlichste Pflanzschule vor künftige Zeiten. Nächstens mehr darüber. Vor heute müssen Sie meiner Verwirrung verzeihen.

    Eben erhalte ich eine Nachricht des Mandats. Sie sehen daraus, dass es in Generellen Ausdrücken abgefasst und unser Orden nicht namentlich vorkommt. Ich bin begierig wie sich die fratres aureae crucis dabey verhalten, Ich folgere daraus vor uns einigen Vortheil, doch muss man gehorchen und das fernere abwarten. Nicht einmal die Johannis Loge wird mehr gefeuert. Osculor te osculo sancto.

    Athen: 23 Chardad 1154/d. i. München d. 23 Juni 1784.

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_284.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)