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baten, ist wohl der Gipfelpunkt ungeheuerlichster Rechtsbeugung. Der Herzog Ernst von Gotha hatte in seinem Brief vom 29. Aug. 1787 zugesagt, dass Weishaupt bestraft werden würde, falls eine Anzeige eine gerichtliche Untersuchung fundieren könnte und diese ihn schuldig findet, aber Carl Theodor dachte nicht daran, ein öffentliches Verfahren einzuleiten, das doch nur zu seinem Ungunsten auslaufen konnte. Nachdem die Bassussche Angelegenheit, die ebenfalls kein gerichtliches Verfahren darstellte, in der geschilderten Art verlaufen war, gab der Kurfürst sogar folgende Erklärung ab:


Serenissimus Elector.

Nachdem Sr. Churfürstliche Durchlaucht missfälligst vernohmen, dass man sich von Seite höchstdero Hofraths aufhält, dass über die in Illuminatensachen erfolgte gnädigste Rescripten nicht öffentlich präponieret, auch die von denen selbst gnädig ernannte Commissarien von Engel und von Stockh nach Ausweiss von Rescripten erhobene Erfahrungen und Constituten gleichfalls nicht öffentlich abgelessen worden sind; als declariren Höchstdieselben, dass dero höchste Willens Meinung niemahlens gewesen, dieses Illuminaten-Wessen in Hochdero Hofrath öfentlich tractiren, und die hierin gleichfahls gesammelte acta kund werde, oder ein Gutachten von demselben oder von dem Commissarien abfordern zu lassen. Übrigens bezeigen Höchstdieselben in all denjenigen, was denen beiden Commissarien von examinirungswillen übertragen, und von ihnen genauest mit allmehligem Vorwissen Dero Hof Raths Praesidenten anbey genaust befolgt worden ist, dero höchste Zufriedenheit und lassen es dahero dem Churfürstl. Hofrath zur Nachricht andurch gnädigst ohnverhalten.

München, d. 14ten January 1788.
Carl Theodor. v. Kreitmayer.
dass original liegt bey denen Directorio actis
Sigl. d. 28. Febr. 1788. Hofrath v. Engel.
Churfürstl. gnädigste Geheime Rescript Abschrift.

Dieses Dokument beweist, dass aussergerichtliches Verfahren beliebt und anbefohlen wurde, — und sogar Todesstrafe für unbewiesene Vergehen in dieser Zeit der Rechtsbeugung an zusetzen möglich war.

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_281.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)