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durch den als Actuarius hierzu ernannten geheimen Kanzelisten Ball ein Protokoll darüber zu halten und selbes mit dem Commissions Bericht und merkwürdigeren Stücken, welche etwas zu bedeuten haben, ad intimum einzuschicken, all übriges aber einsweilen ad Archivum in Verwahr zu nehmen hätten.

München, den 2. Jänner 1787.
Carl Theodor
W. Kreitmayer
An die beiden geheimen
Archivare v. Eckartshausen
und von Schneider
die Zwackhschen Papiere
betreffend.
Act. Mandatum
Serenissimo
Manum Electoris proprium
H. Schneider.

Der hier genannte Eckartshausen ist als Mystiker, Theosoph und Occulist noch heute sehr bekannt, um so verwunderlicher ist die Art seiner Anstellung, die da beweist, dass in jener Zeit auch geistig hochstehende Männer moralische Defekte aufwiesen, denn seine Unkenntnis der näheren Umstände dieser Amtserwerbung ist nicht anzunehmen.

Die Anstellung des v. Eckartshausen, natürlicher Sohn des Grafen v. Heimhausen, als Archivar gibt ausserdem eine pikante historische Illustration zu der bekannten Novelle von Zschokke, »Wer regiert denn?« — Der französische Gesandtschaftsbericht Chalgrins vom 2. März 1784 gibt über die Anstellung genauen Einblick, aus diesem ist folgendes zu entnehmen. Dem Prinzen Maximilian von Zweybrücken (späterer erster König Bayerns) wurde empfohlen durch Eckartshausen das Archiv, das sich in grösster Unordnung befände, ordnen zu lassen und ihm deswegen seine Fürsprache zur Anstellung zu gewähren, die vom Kurfürsten abhing. Er tat das gerne, da er mit Frau v. Eckartshausen, wie Chalgrin zart sagt, sich liiert hatte, (avait été lié avec la femme de ce dernier.) Maximilian gibt seinem Bruder, dem Herzog Karl sein Fürwort, dieser sagt den Wunsch dem Baron von Castell, um ihn dem Kurfürsten vorzutragen, von Castell rückt Sr. Durchlaucht mit dem Anstellungssgesuch näher. Durchlaucht will nicht. Frau v. Eckartshausen erlangt verschiedene Audienzen beim Kurfürsten und — ihr Gemahl wird mit 700 fl. Gehalt angestellt. Chalgrin sagt von Frau v. Eckarthausen wörtlich: Cette femme, assez jolie, inspirée dans cette circonstance pur une mère intrigante et d'une conscience surtout peu timorée, a vaincu la résistance de S. A. Ele par des sacrifices

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_258.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)